Andreas Grabolle ist Autor des »Pendos CO2-Zähler« und von »Kein Fleisch macht glücklich«. Lesen Sie, was er zum engen Zusammenhang zwischen dem Konsum tierlicher Produkte und dem Zustand unserer Umwelt zu sagen hat.
Andreas, du beschäftigst dich seit vielen Jahren mit der Klimaproblematik. Seit 2010 ernährst du dich vegan. War diese Entscheidung eine Folge deiner Recherchen?
Ja, der Zusammenhang zwischen Klimabelastung und tierlichen Lebensmitteln war mir spätestens seit meinem ersten Buch, dem CO2-Zähler, bekannt. Zunächst habe ich deshalb Butter und Sahne aus Kuhmilch, die besonders klimarelevant sind, durch pflanzliche Produkte ersetzt. Ausschlaggebend für meine vegane Ernährung waren aber die Tierethik und die Produktionsbedingungen für tierliche Lebensmittel. Damit habe ich mich erst bei meinem zweiten Buch »Kein Fleisch macht glücklich« intensiv befasst.
Untersuchungen der FAO ergaben, dass die Erzeugung tierlicher Produkte die Umwelt stärker schädigt als der gesamte weltweite Verkehr. Was macht diese Produkte denn so besonders klimaschädlich?
Zum einen sind sie besonders durch die Futtermittelerzeugung flächenintensiv. Man braucht viel mehr Fläche für tierliche Lebensmittel als für pflanzliche, egal ob man Proteingehalt, Kalorien oder andere Einheiten vergleicht. Über den Umweg Tierfutter für Nutztiere verbraucht man wesentlich mehr Pflanzen und Dünger. Für Weiden und Futtermittelanbau werden natürliche Vegetationsgebiete, etwa Wälder, Grünland oder Moore, zerstört. Allein diese sogenannten Landnutzungsänderungen haben schon erheblichen Einfluss auf das Klima. Hinzu kommen die hochwirksamen Treibhausgase Methan aus der Verdauung von Wiederkäuern und das Lachgas aus der intensiven Düngung der Futterpflanzen.
Kannst du uns ein paar besonders eindrucksvolle Beispiele oder Zahlen nennen?
Die Deutsche Bank Research hat dazu interessante Zahlen veröffentlicht. Die Treibhausgase der globalen Landwirtschaft gehen zu 47 % auf das Konto der Entwaldung für Ackerbau und Viehhaltung. Weitere 17 % verursacht die Düngung mit anorganischem Dünger oder Gülle und Mist. Die Verdauungsgase von Wiederkäuern schlagen mit 15 % zu Buche. Betrachtet man die Ernährung in Deutschland, fallen etwa drei Viertel der Treibhausgase in diesem Bereich durch die Erzeugung von Tierprodukten an. Da gibt es schon ein riesiges Sparpotenzial durch die Änderung der Ernährungsweise.
Was erwiderst du auf die Frage, was denn aus all den »Nutztieren« wird, wenn sie nicht länger durch den Menschen verzehrt werden?
Diese Frage ist ein gutes Beispiel für die Absurdität, mit der oftmals gegen eine vegane Ernährung argumentiert wird. Gewohnheiten und Nachfragen ändern sich nie von heute auf morgen. Idealerweise sinkt irgendwann die Nachfrage nach tierlichen Erzeugnissen und damit auch die Produktionszahlen.
Und was ist deine Antwort auf das Argument, eine pflanzliche Landwirtschaft würde Arbeitsplätze vernichten?
Die Fleischverarbeitung ist doch ständig in der Kritik wegen der oftmals unwürdigen Arbeitssituationen und der Ausbeutung ausländischer WerkvertragsarbeiterInnen. Und die moderne Nutztierhaltung ist so automatisiert, dass sie nur wenige Arbeitsplätze benötigt. Hochwertige pflanzliche Lebensmittel nachhaltig zu produzieren ist meist arbeitsintensiver. Das bestätigen alle Biobauer und -bäuerinnen. Ich bin überzeugt, dass nachhaltig erzeugte Waren mehr Menschen zu einem akzeptablen Einkommen verhelfen würden.
Denkst du, der Aspekt der Ernährung spielt bei den Bemühungen der Umweltschutzorganisationen schon eine ausreichende Rolle?
Das hat schon deutlich zugenommen, zumindest bei einigen. Aber den Konsum von tierlichen Produkten kritisch zu thematisieren hat noch nicht den Stellenwert, den es faktisch haben müsste. Vielleicht scheuen sich manche, weil sie damit potenzielle Förderer abschrecken? Oder weil innerhalb der Organisation dann doch noch zu viele gern Fleisch und Käse essen?
Wäre die optimale Lösung der biovegane Landbau? Oft hört man, dieser sei im großen, gar globalen, Maßstab nicht umsetzbar. Du hast dich auch mit diesem Thema befasst. Kannst du das Argument entkräften?
Im Moment sind ja die riesigen Mengen an Gülle ein großes Problem mit gravierenden Folgen für Wasser, Böden und viele Organismen. Davon muss die Landwirtschaft unbedingt weg. Acker- und Gemüsebau ganz ohne tierische Dünger, aber eben auch ohne den problematischen Mineraldünger, kann sehr erfolgreich sein. Einige Betriebe wirtschaften biovegan schon seit Jahrzehnten mit sehr guten Ergebnissen. Das funktioniert offenbar selbst auf Standorten, die bodentechnisch nicht so günstig sind. Es fehlt zwar noch an Forschung und an Erfahrungen aus der Praxis, weil das bislang noch zu wenige anwenden. Aber die Nachfrage nach Produkten aus dieser Anbaumethode wird in Deutschland sicher steigen und damit auch die Zahl der so wirtschaftenden Betriebe. Gute Infos dazu gibt es beim Verein für biozyklisch-veganen Anbau.
Und zum Schluss: Verrate uns doch bitte noch dein Lieblingsgericht.
Es gibt eigentlich mehrere. Aber mit am liebsten esse ich Pilze, etwa mit Pfannkuchen. Champignons gibt es rund ums Jahr, sie enthalten viele Mineralstoffe und Vitamine und sind für mich eine gute Fleischalternative.
Pfannkuchen mit Champignons
2 EL Raps- oder Olivenöl
2 mittelgroße Zwiebeln
600 g bis 800 g Champignons, Seitlinge, Shitake- oder andere Pilze
ca. 250 ml Sojasahne (Cuisine)
italienische Kräuter oder Schnittlauch (frisch oder Tiefkühlware) nach Geschmack
etwas Salz und Pfeffer
etwas Muskatnuss, gemahlen
Als Beilage: Pfannkuchen (ergibt ca. 7 Stück)
Raps- oder Olivenöl
250 g Mehl (ggf. gemischt aus Vollkornmehl, Maismehl etc.)
450 ml Sojamilch
1 Schuss Mineralwasser
1 Prise Salz, z. B. Kala Namak (indisches Schwefelsalz)
1 Prise Kurkuma (Gelbwurz) nach Geschmack
Das Öl in einer großen Pfanne erhitzen. Zwiebeln schälen, in Streifen oder Würfel schneiden und im Öl glasig dünsten. Pilze in Scheiben schneiden, zu den Zwiebeln in die Pfanne geben und bei geschlossenem Deckel gar kochen. Die Sojasahne dazugeben. Die Kräuter unterrühren. Mit Muskat, Salz und Pfeffer abschmecken.
Währenddessen die Zutaten für den Pfannkuchenteig verrühren. Eine Kelle Teig in eine leicht geölte heiße (beschichtete) Pfanne geben und den Teig sofort gleichmäßig darin verteilen. Sobald die Oberfläche fest ist, den Pfannkuchen wenden und beide Seiten wie gewünscht anbräunen.