Massentierhaltung

Für die derzeitige Tierproduktion und den Konsum von Tierprodukten werden allein in Deutschland etwa 752,5 Millionen Tiere pro Jahr (Stand 2022, exkl. Fische in Aquakultur) getötet. Erfahren Sie auf dieser Seite mehr zu den einzelnen Tieren und den Bedingungen, unter denen sie vor allem in der Massen- und Intensivtierhaltung leben müssen. Tiefergehende Information finden Sie auf der Seite der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt.

1. Grundprobleme der intensiven (Massen-)Tierhaltung

Folgende Gemeinsamkeiten lassen sich für alle intensiven Haltungsverfahren, inkl. der Massentierhaltung, festhalten:

  • Die Bewegungsfreiheit der Tiere wird (u. a. durch hohe Besatzdichten) stark eingeschränkt und wesentliche Grundbedürfnisse werden ignoriert.
  • Die meisten Tiere werden gewaltsam den Haltungsformen angepasst: Schnäbel, Ringelschwänze, Hörner und z. T. auch Zähne werden ohne Betäubung gekürzt oder abgetrennt (mit Ausnahmen: z. B. Hühnermast, da die Tiere sehr jung geschlachtet werden).
  • Die Tiere leiden oft unter Verhaltensstörungen wie stereotypen Bewegungen oder gegenseitigen Verletzungen bis hin zum Kannibalismus.
  • Um die Tiere trotz unpassender Haltung leistungsfähig zu erhalten, ist eine häufig routinemäßige Abgabe von Antibiotika unvermeidlich geworden, was auch Gefahren für die menschliche Gesundheit mit sich bringt.

2. Tierzucht

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© Rolffimages – Fotolia

Zur »Leistungssteigerung« werden den Tieren spezielle Eigenschaften angezüchtet, die oft auch zu Qualen für die Tiere führen: Während z. B. die in der Fleischproduktion verwendeten Hühner auf ein extrem schnelles Wachstum hin gezüchtet werden, sind die zur Eierproduktion genutzten Hühner (Legehennen) so angelegt, dass sie zwar normal wachsen, jedoch unnatürlich viele Eier legen (rund 300 Eier pro Jahr; ihre Vorfahren, die Bankivahühner, legen 4 x 5-10 Eier pro Jahr).

Die gängigen Zuchtansätze in Kombination mit den zuvor beschriebenen schlechten Haltungsbedingungen führen bei allen »Nutztierarten« oft zu schweren Krankheiten, wie z. B. zu Herz-Kreislaufversagen, gestörter Knochenentwicklung und Gehunfähigkeit bei Masttieren oder zu Entzündungen der (Geschlechts-)Organe bei Legehennen und Milchkühen.

3. Legehennen

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Die meisten Legehennen leben heute in Bodenhaltung, in Ställen, in denen die Tiere zu mehreren Tausend in riesigen Gruppen gehalten werden: auf einen Quadratmeter kommen 9 Tiere. Dies bedeutet, dass jede Henne nur etwas weniger als zwei DIN-A4-Seiten Platz für sich zur Verfügung hat – zum Ausleben wesentlicher Grundbedürfnisse definitiv zu wenig.

Große Gruppen und hohe Besatzdichten führen (neben anderen Faktoren) häufig zu Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus, was regelmäßig zu unterschiedlich schweren Verletzungen führt. Als Gegenmaßnahme werden den Hennen im Kükenalter routinemäßig und ohne Betäubung die Schnäbel gekürzt – akute und auch chronische Schmerzen sind damit verbunden.

4. Küken

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Was viele Menschen nicht wissen: Die Brüder der Legehennen sind für die Wirtschaft nutzlos, weil sie weder Eier legen noch schnell genug wachsen. Deshalb wurden bis Ende 2021 jedes Jahr 44,1 Mio. männliche Küken direkt nach dem Schlüpfen getötet, indem sie bei vollem Bewusstsein vergast oder zerschreddert werden. Dies wurde mit jedem Kauf von Eiern unterstützt, egal aus welcher Haltung.

Seit Januar 2022 ist das Schreddern und Vergasen von Küken endlich verboten. Als Alternative setzt die Industrie nun vor allem auf die Geschlechtsfrüherkennung. Wissenschaftler:innen gehen allerdings davon aus, dass die Hühnerembryonen bereits Schmerzen empfinden können, wenn Eier mit den als männlich identifizierten Küken vernichtet werden. Eine andere Alternative zum Kükentöten ist die Aufzucht und Mast der Hähne. Allerdings wachsen die Tiere aus den Legerassen deutlich langsamer als die »Masthuhn«-Rassen und erreichen nicht deren extremes Gewicht. Ihr Fleisch ist dadurch teurer in der Herstellung und schmeckt auch anders. In Deutschland wird es bisher kaum nachgefragt und daher oft billig exportiert.

5. Mastgeflügel

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Zum deutschen Mastgeflügel zählen Puten, Enten, Gänse und Masthühner. In den eintönigen Massentierhaltungsställen haben sie zwar Einstreu, aber keine Ruheplätze oder Rückzugsmöglichkeiten zur Verfügung.

Wasservögel wie Enten müssen sogar auf offenes Wasser verzichten, obwohl dies ihr eigentlicher Lebensraum ist.

In der Geflügelhaltung sind die Tiere gezwungen, dicht gedrängt in einer Gruppe zusammenzuleben: So müssen sich z. B. bis zu 26 Masthühner einen Platz von einem Quadratmeter Fläche teilen, was in etwa einem DIN-A5-Blatt plus einen Bierdeckel pro Huhn entspricht.

6. Schweine

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© tierschutzbilder.de

Mastschweine leben in der Regel in engen, tristen Ställen, wo sie auf blankem Betonboden in ihrem eigenen Kot liegen müssen.

Als Lebensraum werden jedem über 100 kg schweren Schwein in Gruppenhaltung gerade einmal 0,75 m² Platz zugestanden: dies entspricht in etwa der Fläche von drei aneinandergestellten Bürostühlen.

Auslauf im Freien haben sie nie. Ihren Müttern, den Zuchtsauen, ergeht es noch schlimmer: Sie müssen mindestens die Hälfte ihres Lebens einzeln in körpergroßen Käfigen verbringen, in denen sie sich kaum bewegen können. Dort sind sie fast ohne Unterbrechung trächtig, bis sie ausgelaugt sind – danach werden sie geschlachtet.

7. Milchkühe

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Die meisten Milchkühe werden in kleinen Gruppen auf hartem Stallboden (nur in den Liegebereichen liegen manchmal etwas weichere Gummimatten aus) sowie auf engem Raum gehalten − sie haben mit 4,5 m² pro Kuh nur unwesentlich mehr Fläche zur Verfügung als es der Ladefläche eines klassischen VW-Busses (VW T2) entspricht. Nicht einmal die Hälfte aller Milchkühe darf zum Grasen nach draußen, der Rest von ihnen kriegt niemals im Leben eine Wiese zu sehen.

Damit Milchkühe konstant viel Milch geben, werden sie mindestens einmal im Jahr künstlich befruchtet. Die neugeborenen Kälber werden bereits kurz nach ihrer Geburt von den Müttern isoliert − dies vor allem, um die Muttermilch ohne große Verluste für den menschlichen Verzehr zu nutzen.

8. Mastrinder

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Die meisten Mastrinder sind Bullen (männliche unkastrierte Rinder). In der Intensivtierhaltung werden sie ohne Auslauf oder Beschäftigungsmöglichkeiten in kleinen Gruppen gehalten, wobei jeder ca. 750 kg schwere Bulle mit 2,7 m² sogar weniger Platz zum Leben hat, als es der Fläche eines 2-Mann-Zeltes entspricht.

Eine weiche Unterlage zum Liegen haben die Rinder nicht – stattdessen müssen sie meist auf einem Betonboden direkt über den eigenen Exkrementen leben.

 

 

9. Fische

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© PPAMPicture – iStock

Es gibt auch eine Massentierhaltung für Fische: die Aquakultur. Bereits die Hälfte des weltweit konsumierten Fischs wird auf diese Weise (zum größten Teil in Asien) »produziert«. Wie auch die Tiere in der Landwirtschaft werden die Fische überzüchtet, hormonell und genetisch manipuliert und üblicherweise bei hohen Besatzdichten in einer reizarmen Umgebung gehalten – hier können sie ihr natürliches Verhalten nicht ausleben, worauf sie mit Verhaltensstörungen und Krankheitsanfälligkeit reagieren.

Über 1.000 Milliarden Fische werden zusätzlich jährlich weltweit in den bereits überfischten Meeren mit riesigen Netzen eingefangen. Bei kaum einer Fangmethode wird auf die Leidensfähigkeit dieser Lebewesen Rücksicht genommen, die meisten Methoden sind grausam. Ebenso grausam ist der Tod der Fische, denn die meisten von ihnen, ob wild oder in Aquakultur aufgezogen, ersticken oder entbluten bei vollem Bewusstsein.

10. Biohaltung:

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Auch in der Biohaltung werden auf Hochleistung gezüchtete Tiere zur Produktion eingesetzt. Zudem ist auch die Massenhaltung von Tieren möglich: bis zu 3.000 Legehennen pro Gruppe sind erlaubt, was ihrer natürlichen Lebensweise längst nicht nahekommt (Legehennen leben bevorzugt in Gruppen von 5 bis 20 Hennen und einem Hahn). Und auch in der Biohaltung werden die Brüder der Legehennen noch als Küken getötet, Milchkühe fortwährend geschwängert und die Kälber von ihren Müttern isoliert. Nicht zuletzt bleibt auch hier generell das ethische Problem des Tötens trotz ausreichender Nahrungsmittelalternativen bestehen.

Gehen Biostandards im Ansatz auch über die Bedingungen der konventionellen Tierproduktion hinaus, so garantieren letztlich auch sie nicht, dass die Tiere unter natürlichen Bedingungen leben können und ein auf ihr Wohlergehen bezogenes Haltungsmanagement vollzogen wird. Die Schlachtung der Bio-Tiere ist genauso qualvoll wie bei Tieren aus konventioneller Haltung. Dies wurde u. a. durch zahlreiche Bio-Skandale der letzten Jahre deutlich.

Hinweis: Detailliertere Informationen zu den Tieren und der Tierhaltung erhalten Sie hier (mit Quellenangaben).

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