Sprossen und Keimlinge sind vor Vitalstoffen nur so strotzende Kraftpakete, die mit ihrem intensiv aromatischen Geschmack und dekorativen Aussehen für Abwechlung in der Küche sorgen. Man kann sie mittlerweile in fast jedem Supermarkt kaufen oder aber in einer noch größeren Vielfalt und weitaus günstiger auf der eigenen Fensterbank züchten. Denn nichts geht einfacher als das: Alles was man braucht, um in wenigen Tagen knackig frische Sprossen zu genießen, sind Sprossensamen, ein Keimglas oder -gerät (zu erwerben in Drogeriemärkten, Bioläden, Reformhäusern oder im Internetversand, z. B. hier) und Wasser.
Was passiert beim Keimen?
Bei der Umwandlung zum Keimling wird der Samen zu einem der vitalstoffreichsten Lebensmittel. Während des Keimprozesses steigt der Gehalt an Vitamin A, C, E sowie B-Vitaminen (B1, B2, B3, Biotin) sprunghaft an: Der Vitamin-C-Gehalt etwa kann bei einigen Keimlingssorten bis zu 600 % des ursprünglichen Saatkorngehalts erreichen. Der Gehalt an Mineralien (Kalzium, Magnesium, Kalium, Zink) nimmt ebenfalls zu und erst durch den Keimvorgang werden sie aufgeschlossen, sodass sie besser vom Körper aufgenommen werden können. Krankheitsvorbeugende sekundäre Pflanzen- und Ballaststoffe runden das kleine Gesundheitspaket ab.
Die Sprösslinge sind auch viel bekömmlicher als ihre Samen, denn die Nährstoffreserven des Samenkorns werden während des Keimprozesses in ihre Einzelbestandteile abgebaut. Der Abbau von komplexen Kohlenhydraten zu einfachen Zuckern macht Hülsenfrüchte und Getreide verdaulicher (Minderung der blähenden Wirkung) und den Geschmack der Keimlinge zunehmend süßlicher. Durch den Ab- und Umbau wird auch das enthaltene Protein verdaulicher sowie qualitativ wertvoller.
Keimlinge ziehen ist kinderleicht
Als Keimsaat geeignet sind eine Vielfalt an Samen:
- Gemüsesaaten (Kresse, Rucola, Senf, Brokkoli, Rote Beete, Radieschen, Rettich)
- Hülsenfrüchte (Mungbohnen, Azukibohnen, Erbsen, Kichererbsen, Linsen) und andere Schmetterlingsblütenartige (Alfalfa, Bockshornklee)
- Getreide (Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste, Hafer, Hirse) und Pseudogetreide (Buchweizen, Quinoa und Amarant)
- Ölsaaten (Sonnenblumenkerne, Leinsamen, Sesam, Kürbiskerne)
Ungeeignet dagegen sind Nachtschattengewächse (Paprika, Tomaten, Kartoffeln), da ihre Keimlinge das für Menschen giftige Solanin enthalten. Achten Sie darauf, auch kein konventionelles Saatgut zum Aussäen im Garten zu verwenden, da es meist gegen den Schädlingsbefall chemisch vorbehandelt ist. Am besten verwenden Sie keimfähige Saaten oder Saatmischungen, die Sie in Bioläden, Reformhäusern oder im Internetversandhandel erwerben können.
Um die Saat zum Sprießen zu bringen, brauchen kleine Samen wie Kresse, Rucola und Alfalfa vor dem Übertragen in das Keimglas nur kurz abgespült zu werden. Größere Samen oder Samen mit härterer Schale wie Quinoa, Brokkoli, Senf und Sonnenblumenkerne sollten 6 Stunden und Getreide und Hülsenfrüchte 12 Stunden in kaltem Wasser eingeweicht werden, bevor sie ins Keimglas gegeben werden. Nun brauchen die sprießenden Saaten nur 2 Mal täglich mit kaltem Wasser abgespült zu werden. Die Erntezeit ist nach 1 bis 7 Tagen (für jede Saat anders): Die optimale Saatzeit entnehmen Sie am besten der Saatverpackung.
Holen Sie sich Vielfalt in die Küche
Sprossen lassen sich vielseitig in der Küche einsetzen: Schlichten Gerichten wie einer Cremesuppe oder diesem Hirsegericht verleihen Senf- oder Rettichsprossen eine würzige Schärfe. Der Salatklassiker Caprese bekommt eine frische Note mit Rucola-Keimlingen statt Basilikum, und Kartoffelsalat ist mit Brokkolisprossen eine echte Neuentdeckung. Farbenprächtige Rote-Bete-Sprossen oder pikante Zwiebelsprossen peppen Salate und belegte Brote auf.
Hülsenfrüchtesprösslinge sind insbesondere für die warme Küche geeignet, da man sie vor dem Verzehr für 2-4 Minuten erhitzen sollte, um gesundheitsschädigende Substanzen (Trypsininhibitoren und Hämagglutinine), die durch das Keimen teilweise schon abgebaut wurden, ganz zu zerstören. In Eintöpfen, Suppen und Pfannengerichten kann man sie einfach kurz zum Schluss mitgaren. Sprösslinge von Mung- und Azukibohnen sowie Linsen bilden eine Ausnahme und dürfen auch roh genossen werden.
Abschließender Tipp: Sollten Sie die Sprossen nicht gleich nach der Ernte aufbrauchen, können sie mehrere Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden, wo der Reifevorgang durch die Kälte verlangsamt wird.