Die vegane Familie

Sophia Frank Juno 1Sophia und Frank leben seit vielen Jahren vegan, Juno seit seiner Zeugung. Im Interview berichten die stolzen Eltern des kleinen Strahlemanns, wie sie die vegane Schwangerschaft erlebten, wie das Leben als vegane Familie aussieht und weshalb sie sich für diesen Weg entschieden haben.

Sophia und Frank, ihr ernährt euch beide seit vielen Jahren rein pflanzlich. Stand es für euch von Anfang an fest, dass euer Sohn vegan aufwächst?

Auf jeden Fall. Wir haben uns natürlich sachkundig gemacht und uns in vielen Studien sowie auch durch die Aussage der AAP (Academy of Nutrition and Dietetics and American Academy of Pediatrics) darin bestätigt gesehen, dass eine ausgewogene vegane Ernährung auch für Säuglinge und Kleinkinder sehr gesund ist.

Wurdet ihr in dieser Entscheidung von euren Familien und Freunden unterstützt? Oder seid ihr eher auf Unverständnis gestoßen, habt gar Vorwürfe bekommen und — wenn ja — wie habt ihr darauf reagiert?

Es war allen klar, dass er vegan aufwachsen wird und einfach kein Thema, so gut kennen sie uns mittlerweile alle. Meine Mutter ist durch mich selbst vegan geworden und viele Freunde sind es auch. Nur mein Vater macht gelegentlich Witze darüber, aber eigentlich weiß er es auch besser und meint es nicht ernst.

Was haben Gynäkologin, Hebamme und das Personal im Krankenhaus gesagt?

Die Gynäkologin war am Anfang etwas irritiert (»Vegetarisch ist ja super, aber vegan?«), aber auch da war es bald kein Thema mehr. Sie hat es schnell akzeptiert und gab gelegentlich einmal Tipps, wovon ich jetzt vielleicht etwas mehr essen sollte, weil das Baby mehr Nährstoffe braucht. Aber das ist schließlich bei jeder Schwangerschaft so. Außerdem hat sie mir zusätzlich Vitamin B12 gespritzt, damit der Kleine gleich mit einem ordentlichen Puffer auf die Welt kommt. Ich fand das sehr praktisch, weil ich mir so keine Gedanken machen musste. Omnivoren Frauen wird allerdings immer geraten, kein rohes oder halb durchgegartes Fleisch (Tartar, Salami, Mett) sowie rohen Fisch (Sushi) zu essen, wegen der Gefahr der Infektion mit Toxoplasmen und Listerien. Ebenso Rohmilch oder Rohmilchprodukte (Feta, Brie, Camembert bestehen teilweise aus Rohmilch). Auch Eier sollten zur Vorbeugung einer Infektion mit Salmonellen nur gut durchgegart gegessen werden. Ich habe mir praktischerweise keinerlei Gedanken darüber machen müssen, was ich essen darf und was nicht, sondern habe einfach weiter gegessen wie bisher.

War es ein Problem, im Krankenhaus vegane Verpflegung zu bekommen?

Weil alles so schnell ging, waren wir zur Entbindung in einer anderen Klinik als eigentlich geplant. Daher konnten sie sich dort auch nicht vorher auf mich einstellen. Ich bin davon ausgegangen, dass ich nichts zu essen bekomme und dass Frank mich versorgt. Es fiel aber recht schnell auf, dass ich nicht zum Essen erschienen bin, daher wurde ich abgeholt und als ich dann erklärte, dass für mich nichts dabei ist, wurde sofort etwas für mich bestellt und schon ab dem nächsten Morgen bekam ich drei vegane Mahlzeiten täglich.

Was sagt ihr zu dem Argument, ihr würdet eurem Sohn die vegane Lebensweise aufdrängen, da er noch nicht alleine entscheiden kann?

Außerdem drängen wir ihn, an roten Ampeln stehen zu bleiben. Wir nötigen ihn, sich die Zähne zu putzen und es gibt auch keine Schokolade zum Abendbrot. Desweiteren darf er nicht mit Messern spielen und ich nehme ihn auch weg, wenn er an der Steckdose spielen möchte. Wir sind sogar so gemein, dass wir ihm verbieten, andere Kinder zu hauen, zu kratzen oder zu beißen. Ich möchte auch nicht, dass er Opas Brille kaputt macht.
Es ist doch so, dass alle Eltern ihren Kindern ihre Werte »aufdrängen«. Und wenn wir finden, dass Tieren als leidensfähigen Individuen ein Recht auf Leben und Unversehrtheit zusteht, dann bekommt unser Sohn das natürlich von uns so vorgelebt. Um gesund und glücklich aufzuwachsen, braucht er keine tierlichen Produkte.

Gibt es eurer Meinung nach ausreichend vegane/veganfreundliche Krippen- bzw. Kita-Plätze und wie schätzt ihr die Schulverpflegung ein?

Sophia Frank Juno 2Das war in der Tat etwas schwierig. Er geht jetzt im Moment vier Tage in der Woche zu einer Tagesmutter. Er bekommt ja noch Muttermilch, nur zum Mittag schon eine »richtige« Mahlzeit. Wir haben lang gesucht, aber leider keine Tagesmutter gefunden, die vegan kocht für die Kinder. Nun haben wir uns so geeinigt, dass ich das Essen zu Hause koche und er es morgens mitbekommt. Sie gibt ihm dieses Essen dann zum Mittag und zwischendurch mal etwas Obst oder Gemüse. Ich hoffe, dass sich das noch bessert, wenn er älter wird. Da ist auf jeden Fall noch Bedarf!

Könnt ihr Webseiten zum Thema empfehlen oder habt ihr noch Tipps für diejenigen unserer LeserInnen, die sich ebenfalls vorstellen können, ihre Kinder vegan aufzuziehen?

Während der Schwangerschaft hatte ich immer die Broschüre der Veganen Gesellschaft Schweiz dabei. Die war mir eine sehr große Hilfe. [Anm. d. Red.: Aktuelle Empfehlungen und nährstoffreiche Rezepte finden Sie zum Beispiel im Ratgeber: Vegane Kinderernährung von Markus Keller und Edith Gätjen.]

Und zum Schluss: verratet uns doch bitte noch eure Lieblingsgerichte.

Juno isst gern Quinoa und dazu Gemüse, am liebsten Brokkoli oder Süßkartoffel. Daneben trinkt er viel Milch. Aber das ist eben Muttermilch seiner eigenen Art.
Franks Lieblingsessen ist Lasagne.

Und ich liebe Vollkornnudeln mit Gemüse-Tomaten-Sauce. Einfach alles an Gemüse anbraten, was so da ist (Brokkoli, Möhren, Zucchini, Aubergine, Tomaten, Pastinaken, Zwiebeln); passierte Tomaten und frische Kräuter dazu und Salz und Pfeffer nicht vergessen.

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