Die veganen Laufsportler und Blogger

Daniel und Katrin vom Blog bevegt.deKatrin und Daniel beleuchten seit 2011 auf Ihrem Blog bevegt.de die Themen Laufsport und vegane Ernährung. Im Interview erzählen die beiden uns, wie sie zur veganen Ernährung kamen, wie sich diese Ernährungsweise mit dem Laufsport verträgt und was es mit der Formel »A Grain, a Green and a Bean« auf sich hat.

Katrin und Daniel, seit wann lebt ihr vegan – und wie kam es dazu?

Wir leben seit dem Spätsommer 2010 vegan. In den Monaten zuvor sind wir eher zufällig auf verschiedene Quellen und Bücher gestoßen, die sich mit einer veganen Ernährungsweise beschäftigt haben.

So richtig den Stein ins Rollen gebracht hat damals Matt Fraziers Blog No Meat Athlete, auf den Daniel – auch eher zufällig – bei der Suche nach einem Laufrucksack gestoßen ist. Matt war damals noch Vegetarier und hat auf seinem Blog von seinem Weg vom Fleischesser zum Vegetarier und später auch Veganer erzählt, und er ist dabei ganz unmissionarisch an die Sache rangegangen. Das hat uns gefallen und neugierig gemacht, denn seine Leistungsfähigkeit beim Laufen musste er durch seine Ernährungsumstellung nicht einbüßen.

So haben wir mit einem vegetarischen Experiment gestartet, das erst einmal nur vier Wochen dauern sollte. Innerhalb dieser vier Wochen haben wir viel zum Veganismus gelesen und Filme geschaut – und es war uns schnell klar, dass wir nicht bei der vegetarischen Ernährung bleiben, sondern noch einen Schritt weiter gehen wollen.

Wir sagen heute, dass die Entscheidung für eine vegane Ernährungs- und Lebensweise eine der besten in unserem Leben war, und wir sind sehr froh, dass wir damals diesen Weg gegangen sind.

Seit wann betreibt ihr bevegt.de? Was sind die thematischen Schwerpunkte eurer Website?

Auf unserem Blog beVegt – vegan leben und laufen haben wir am 1. November 2011 den ersten Post veröffentlicht. Wir waren so begeistert von den Dingen, die neu in unser Leben eingezogen sind, dass wir davon berichten wollten – und anderen Leuten die Ängste nehmen wollten, die wir auch kannten.

Wir wollten zeigen, dass eine vegane Ernährung unglaublich lecker und vielfältig sein kann, dass man auf nichts verzichten muss, und dass man auch ohne Fleisch und Milchprodukte körperlich leistungsfähig sein kann.

Wir veröffentlichen auf unserem Blog einfache vegane Rezepte, für die man nicht ewig in der Küche stehen muss. Wir geben Lauftipps für Laufeinsteiger und Fortgeschrittene und schreiben über verschiedene Themen rund um die vegane Ernährung.

Viele unserer Leser besuchen unseren Blog auch nur wegen einem unserer Themen: einige interessieren sich zum Beispiel nur für die Rezepte, andere lesen vor allem unsere Lauftipps – und eine dritte Gruppe wiederum möchte mehr über die vegane Ernährung erfahren, macht aber (noch) keinen Sport.

Hat sich eure sportliche Leistungsfähigkeit nach dem Umstieg auf die vegane Ernährung verändert?

Wir sind tatsächlich seit dem Umstieg auf die vegane Ernährung schneller geworden und haben beide auf allen Distanzen, die wir laufen (10 km, Halbmarathon und Marathon) neue Bestzeiten erreicht. Auch sind wir unsere ersten Ultramarathons erst nach dem Umstieg auf die vegane Ernährung gelaufen. Das sind Läufe, die länger als die Marathondistanz von 42 km sind.

Unsere Verbesserungen schieben wir aber nicht nur auf die vegane Ernährung, sondern wir haben damals angefangen, strukturierter zu trainieren – und es ist auch eine ganz normale Entwicklung, dass man als Ausdauersportler im Laufe der Zeit besser wird, wenn man beim Training dranbleibt.

Außerdem haben wir nicht einfach nur tierisch Lebensmittel weggelassen, sondern es hat sich noch mehr an unserer Ernährung geändert: Wir essen heute mehr Gemüse, mehr Hülsenfrüchte, mehr Vollkornprodukte und praktisch keinerlei Fertiggerichte. Stattdessen schwingen wir fast jeden Tag selbst den Kochlöffel. Wir mussten also anscheinend erstmal zur veganen Ernährungsweise kommen, bevor wir unsere Ernährung insgesamt hinterfragt haben.

Auf die Frage, ob wir durch die vegane Ernährung bessere Läufer geworden sind, antworten wir deshalb am liebsten, dass uns die vegane Ernährung auf jeden Fall nicht langsamer gemacht hat!

Man trifft immer wieder Menschen, die meinen, vegane Ernährung und Leistungssport passen nicht zusammen – was sagt ihr dazu?

Das ist natürlich Unsinn, denn es gibt viele Beispiele, die zeigen, dass eine vegane Ernährung und Leistungssport perfekt zusammenpassen.

Der Ultramarathonläufer Scott Jurek zum Beispiel gehörte in seiner aktiven Zeit zu den besten Ultramarathonläufern der Welt. Oder der Strongman Patrik Baboumian, der 2011 der stärkste Mann Deutschlands war. Das sind wohl die in Deutschland bekanntesten veganen Sportler, aber es gibt noch so viel mehr. Profi-Fußballer, Bodybuilder, Gewichtheber, Eishockeyspieler und viele andere zeigen, dass eine vegane Ernährung dem Körper alles liefern kann, was er braucht.

Wie sehen eure typischen Mahlzeiten aus – auch in der Wettkampfvorbereitung?

Wir unterscheiden ehrlich gesagt gar nicht so sehr zwischen Wettkampfvorbereitung und »normaler« Ernährung. Klar, am Abend vor einem Marathon essen wir keine große Hülsenfrüchte-Portion mehr, und auch eine schwere Sahnesoße wäre dann eher tabu. Beides wäre zu schwer verdaulich und läge uns am nächsten Morgen noch im Magen.

Unser typisches Frühstück besteht zum Beispiel aus einem Haferporridge mit Obst und Nüssen oder Overnight Oats (eignen sich auch perfekt zum Mitnehmen, wenn wir mal für einen Lauf nicht zu Hause übernachten). Mittags und abends essen wir meistens warm und kochen einmal am Tag große Portionen, so dass wir abends oder am nächsten Mittag noch einmal davon essen können.

Oft kochen wir nach der Formel »A Grain, a Green and a Bean«. Das bedeutet, dass eine Mahlzeit ein Getreide, ein (grünes) Gemüse und eine Hülsenfrucht enthält und damit automatisch viele Nährstoffe liefert. Beispiele dafür können Vollkornpasta mit Linsenbolognese und Spinat sein, oder eine Kichererbsen-Grünkohl-Pfanne mit Reis oder Quinoa.

Zwischendurch gibt es Obst, Smoothies und Nüsse. Und ja, wir essen auch gerne mal Schokolade, Kuchen oder Kekse – das gehört für uns auch dazu!

Was sind eure sportlichen Ziele für die nächste Zeit?

Wir wollen gerne 2018 beim Boston Marathon starten, und für den Lauf muss man sich qualifizieren, also eine bestimmte Zeit bei einem anderen Stadtmarathon laufen. Wir waren 2013 schon beim Boston Marathon dabei, und die Stimmung hat uns bei dem Lauf total begeistert.

Leider hatte der Tag kein schönes Ende, weil im Zielbereich drei Zuschauer bei einem Bombenanschlag ums Leben kamen und viele verletzt wurden. Wir waren, als es passierte, zum Glück schon im Ziel, aber haben uns damals fest vorgenommen, dass dieses schlimme Ereignis nicht unser letzter Eindruck vom Boston-Marathon bleiben durfte.

Als Qualifikationsmarathon haben wir uns Ende April den Marathon in Düsseldorf ausgesucht und werden dort und natürlich im Training vorher alles geben, um unser Ziel zu erreichen.

Welche Tipps habt ihr für Laufanfänger? Wie überwindet man den inneren Schweinehund?

Oh, da gibt es einige Tipps!

Wir halten viel davon, sich Ziele zu setzen und empfehlen jedem Laufeinsteiger, von Anfang an auf ein konkretes Ziel hin zu trainieren, z. B. 5 km am Stück laufen zu können.

Soziale Netzwerke können enorm motivieren, und gerade auf Facebook gibt es unzählige Laufgruppen, in denen man sich austauschen und motivieren kann. Unsere Empfehlung wäre also, Kontakt zu anderen Läufern und Laufanfängern zu suchen.

Auch eine feste Verabredung hilft, bei schlechtem Wetter nicht auf der Couch liegen zu bleiben. Wer gibt schon gerne zu, bei Regen kneifen zu wollen?

Wie reagieren andere SportlerInnen, wenn sie erfahren, dass ihr vegan lebt?

Meistens mit Interesse! Gerade Läufer wollen oft alle Stellschrauben ausnutzen, um an ihrer Leistungsfähigkeit zu arbeiten, und die Ernährung spielt da natürlich auch eine Rolle. Wir tragen bei Läufen immer unsere Laufshirts mit »Run Vegan«-Aufdruck, und werden oft deswegen angesprochen.

Natürlich gibt es auch immer mal jemanden, der einen dummen Spruch macht, aber das ist man ja als Veganer gewohnt.

Ihr kommt gerade aus dem Urlaub in Thailand – Wie war das vegane Angebot dort?

Für Veganer ist Thailand ein kleines Paradies: das Angebot an Obst ist riesig, und wir haben uns fürs Frühstück meist eine Auswahl an Pitayas, Papayas, Mangos, Bananen und Ananas auf dem Markt gekauft.

Viele vegane Restaurants haben wir dank der App Happy Cow gefunden. Andere Touristen haben da schon gute Vorarbeit geleistet.

Milch und Milchprodukte werden in Thailand praktisch nicht verwendet. Man muss als Veganer also nur darauf achten, dass neben Fleisch keine Eier und keine Fischsauce im Gericht landet. Fischsauce ist eine Würzsoße, die sonst in praktisch jedem Gericht landet – oft auch in vegetarischen Gerichten.

Insgesamt wird in Thailand viel Fleisch gegessen, aber für uns war es überhaupt kein Problem, uns dort vegan zu ernähren. Thai-Curries, Gemüse-Reisgerichte oder Pad Thai, das thailändische Nationalgericht, lassen sich problemlos vegan zubereiten.

Und zum Schluss: Verratet uns doch bitte euer Lieblingsrezept!

Oh, das ist gar nicht so einfach, das wären so viele. Wir essen doch so gerne. :-)

Wir lieben zum Beispiel ein rotes Thai-Curry, aber ein Dauerbrenner bei uns sind Pasta mit Garlicky Greens. Je nach Saison verwenden wir dafür Brokkoli, Grünkohl, Mangold oder Spinat. Und für die Extra-Portion Eiweiß am besten noch ein paar Kichererbsen mit anbraten – das passt hervorragend!

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg mit eurem Blog und beim Training!

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