Trendreport Ernährung: Pflanzenbetont in die Zukunft

Wie sieht die Ernährung der Zukunft aus? Diese Frage haben sich NUTRITION HUB, Deutschlands größtes Netzwerk für Ernährung, und das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) gestellt und 170 Fachleute befragt. Die Antworten stimmen optimistisch: Eine pflanzenbetonte und nachhaltige Ernährung liegt im Trend.

Für den »Trendreport Ernährung 2023« wurden Expert:innen aus der Ernährungsbranche gebeten, einen Online-Fragebogen mit offenen und halboffenen Fragen auszufüllen. Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Tendenz hin zu immer weniger Tierprodukten: Auf Platz 1 und 2 der Ernährungstrends liegen die klimafreundliche und die pflanzenbetonte Ernährung. Die rein vegane Ernährung schafft es immerhin auf Platz 9. Weitere wichtige Trends sind digitale Ernährungstherapien, gesundes und personalisiertes Essen sowie Alkoholersatzprodukte.

© BZfE

Klimafreundliche und nachhaltige Ernährung

Viele Menschen wissen inzwischen, dass die Nahrungsmittelproduktion für einen großen Teil der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Vor allem die Produktion tierlicher Produkte verursacht viel CO₂-Äquivalent, belastet die Umwelt und verbraucht unverhältnismäßig viele Ressourcen wie Wasser, Land und Futtermittel.

48 % der befragten Expert:innen kommen zu dem Schluss, dass den Konsument:innen eine klimafreundliche und nachhaltige Ernährung wichtig ist. Dies zeigt sich laut Bericht darin, dass Menschen zunehmend auf regionale, saisonale und pflanzliche Lebensmittel setzen. Sie versuchen außerdem, Lebensmittelverschwendung und Verpackungsmüll zu vermeiden. Besonders in der Generation Y und Z ist dieser Trend deutlich zu erkennen, so setzen sich beispielsweise Studierende an Universitäten für mehr Nachhaltigkeit ein. Und auch viele Hersteller wissen, dass nachhaltigere und pflanzliche Produkte in Zukunft eine immer größere Rolle spielen werden und entwickeln Alternativprodukte mit einer deutlich besseren Klimabilanz.

Die Gemeinschaftsverpflegung ist dem Report zufolge Vorreiterin in Sachen Nachhaltigkeit: Insbesondere in Schulen und Kindertagesstätten nimmt das vegane und vegetarische Angebot zu und auch in Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen sowie in der Betriebsverpflegung steigt die Relevanz nachhaltiger Produkte.

Pflanzenbetonte Ernährung

Neben dem Aspekt der Nachhaltigkeit sprechen auch Tierschutz und Gesundheit für eine pflanzenbetonte Ernährung. Fleisch wird laut Trendreport von einigen Teilen der Bevölkerung deshalb nicht mehr als Grundnahrungsmittel angesehen und die Nachfrage nach veganen und vegetarischen Produkten steigt. Entsprechend beobachten 36 % der Expert:innen einen Trend zum Flexitarismus. Noch fällt es vielen Menschen schwer, tierliche Produkte ganz vom Speiseplan zu streichen, aber insgesamt wird die Ernährung pflanzlicher. Plant-based-Produkte sind so beliebt wie nie zuvor und erleichtern vielen Menschen den Verzicht auf tierliche Produkte. 10 % der Bevölkerung verzichten inzwischen ganz auf Fleisch.

Vegane Ernährung

Immerhin 13 % der Befragten sehen in der veganen Ernährung einen wichtigen Trendfaktor. Vegan ist in aller Munde – das zeigt sich auch in der Ernährungsberatung und in der Beliebtheit veganer Produkte und Kochkurse. Tim Ritzheim, Doktorand am Forschungsinstitut für pflanzenbetonte Ernährung (IFPE), betont gleichzeitig, dass Forschung auf diesem Gebiet wichtig sei, um Wissenslücken z. B. auf dem Gebiet der Nährstoffversorgung zu schließen. Dr. Markus Keller, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des IFPE und Wissenschaftsbeirat der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, verweist auf bereits vorliegende Studien: Die Vechi-Youth-Studie habe gezeigt, dass die Versorgung mit Vitamin B₂, Vitamin D, Calcium und Jod bei allen Ernährungsformen hierzulande nicht optimal ist. Vegan lebende Menschen haben jedoch ein geringeres Risiko, an ernährungsbedingten Volkskrankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder Übergewicht zu erkranken. Sogar ein um 16 bis 19 % geringeres Krebsrisiko wurde beobachtet.

Krisen und Ernährung

Krisen wirken sich auf viele Lebensbereiche aus, so auch auf die Art und Weise, wie wir uns ernähren. Laut Bericht schärft vor allem die Klimakatastrophe das Bewusstsein für eine nachhaltige Ernährung. Die Corona-Pandemie und der Ukrainekrieg haben außerdem ein Schlaglicht auf die fragilen Lieferketten geworfen. Die Ukraine gilt als Kornkammer Europas, in vielen ärmeren Ländern gibt es deshalb seit Kriegsbeginn Versorgungsengpässe, der Welthunger nimmt zu.

In Deutschland macht sich der Krieg durch stark steigende Preise bemerkbar: Viele Menschen können sich eine gesunde und nachhaltige Ernährung nicht (mehr) leisten, für finanziell schlechter gestellte Menschen besteht laut Expert:innen deshalb sogar die Gefahr der Fehl- und Mangelernährung. Gleichzeitig hat sich der politische Fokus geändert: Themen wie Sicherheit, Energie und Verteidigung drängen andere wichtige Themen wie Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit in den Hintergrund.

Fazit

Der Trendreport zeigt ein wachsendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit, Gesundheit und auch Tierschutz. Die Auswirkungen unserer Ernährung auf den Planeten sind enorm, die Produktion tierlicher Lebensmittel verursacht viele Treibhausgase und verbraucht unverhältnismäßig viele Ressourcen. Das Leid der Tiere ist immens. Vor allem junge Menschen wissen: So wie bisher darf es nicht weitergehen. Doch es braucht mehr als individuelles Handeln, um den Umbau unseres Ernährungssystems voranzutreiben. Politik, Wirtschaft und Verbraucher:innen müssen sich gemeinsam dafür einsetzen, dass unser Essen in Zukunft nicht mehr auf Kosten von Menschen, Tieren und der Umwelt produziert wird. Darüber hinaus muss durch gezielte politische Maßnahmen sichergestellt werden, dass eine gesunde, nachhaltige und ethisch vertretbare Ernährung für alle umsetzbar ist und nicht nur den Bessergestellten vorbehalten bleibt.

Die vegane Ernährung muss zum Glück keineswegs teuer sein. Tipps und eine vielfältige Auswahl an günstigen Rezepten finden Sie hier.


Foto: © Ground-Picture – Shutterstock

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