Eine pflanzliche Ernährung ist bekanntlich umwelt- und ressourcenschonender als eine Ernährung mit tierlichen Produkten. Wer zusätzlich CO₂ einsparen möchte, kann darüber hinaus auf regionale Lebensmittel zurückgreifen. Mit diesem Artikel möchten wir Ihnen ein paar Tipps und Rezepte für eine regional-vegane Ernährung an die Hand geben.
Was bedeutet »regional«?
Regionale Produkte haben aufgrund der kurzen Transportwege eine deutlich bessere Umweltbilanz als Produkte, die aus anderen Ländern oder gar Kontinenten importiert wurden. Doch was »regional« genau bedeutet, darüber scheiden sich die Geister. Den einen reicht es, wenn die Lebensmittel in Deutschland angebaut wurden, für die anderen ist es entscheidend, dass sie aus der näheren Umgebung stammen. Und genau hier liegt der Knackpunkt: »Regional« ist kein geschützter Begriff und kann daher auch von der Wirtschaft frei verwendet werden – die Aussagekraft vieler Regional-Siegel auf Lebensmittelverpackungen ist daher begrenzt. So können sogar Produkte aus Übersee als regional beworben werden, nur weil die Weiterverarbeitung in Deutschland stattgefunden hat. Doch zumindest bei Obst und Gemüse sowie bei Bio-Produkten muss das Ursprungsland angegeben werden. Die Verbraucherzentrale hat eine nützliche Übersicht erstellt, wie man regionale Produkte erkennen kann.
Leider ist der Selbstversorgungsgrad mit Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten in Deutschland relativ niedrig, weshalb wir auf den Import dieser Produkte angewiesen sind. Das liegt unter anderem daran, dass es für Landwirt:innen hierzulande lukrativer ist, Tiere zu halten, als pflanzliche Lebensmittel (für den menschlichen Verzehr) zu produzieren. Der Selbstversorgungsgrad bei Fleisch lag 2021 entsprechend bei 121 %, bei Gemüse dagegen lediglich bei 35,6 %. Doch je mehr Menschen sich pflanzenbasiert ernähren, desto wahrscheinlicher wird es, dass in der Landwirtschaft und Politik ein Umdenken stattfindet. 2022 ist die Fleischproduktion bereits so stark gesunken wie seit Jahren nicht mehr. Zugleich steigt die Anzahl an Menschen, die Fleisch von ihrem Speiseplan streichen: Fast 10 % der Bevölkerung ernähren sich inzwischen zumindest vegetarisch.
Regionale Lebensmittel
Die pflanzliche Ernährung ist die klimafreundlichste und spart im Vergleich zu anderen Ernährungsformen bereits viel CO₂ ein. Regionale Lebensmittel können aber noch das Tüpfelchen auf dem i sein, wenn man als Konsument:in so wenig Emissionen wie möglich verursachen möchte. Erfreulicherweise ist trotz des niedrigen Selbstversorgungsgrads in Deutschland das Angebot an regionalen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und sogar Milch- und Fleischalternativen vielfältig.
Proteine, Nüsse und Pflanzenmilch
In Deutschland werden unterschiedliche Hülsenfrüchte angebaut, so zum Beispiel Linsen, Erbsen, Bohnen oder Süßlupinen. Und auch für die Herstellung von Alternativprodukten werden häufig deutsche oder zumindest europäische Hülsenfrüchte verwendet. Unternehmen wie LUVE und Alberts haben beispielsweise die eiweißhaltigen Süßlupinen für sich entdeckt und verarbeiten sie zu Fleisch- und Milchalternativen. Der Tofuhersteller Taifun bezieht Sojabohnen aus Deutschland, Österreich und Frankreich und selbst der Marktführer Rügenwalder setzt mitunter auf Sojabohnen aus Deutschland. Endori und Vegini nutzen Erbsen aus mitteleuropäischem Anbau.
Eine weitere Eiweißquelle ist Seitan: Dieser besteht aus Weizengluten – und Weizen kann ohne Weiteres in Deutschland angebaut werden. Gleiches gilt für Nüsse und Kerne: Anstelle von Mandeln und Cashewkernen kann man auf Walnüsse, Haselnüsse oder Maronen zurückgreifen. Regional und äußerst nährstoffreich sind außerdem Leinsamen, Sonnenblumen- und Kürbiskerne. Auch für Milchalternativen werden häufig Hafer, Hanf, Erbsen oder Soja aus Deutschland bezogen. Wer möchte, kann seine Pflanzenmilch natürlich auch selbst herstellen. Rezepte dafür finden Sie in unserer Datenbank.
Obst und Gemüse
Wochenmärkte und Hofläden sind gute Bezugsquellen für regionales Obst und Gemüse, im Supermarkt lohnt sich ein Blick auf die Herkunftsangabe. Bio-vegane Betriebe verzichten auf tierliche Dünger und schonen dadurch Tiere und Umwelt, mehr dazu hier. In der Solidarischen Landwirtschaft können Verbraucher:innen auf lokaler Ebene Landwirt:innen unterstützen und erhalten im Gegenzug regionale Lebensmittel.
Frisches Obst und Gemüse sollte nicht nur regional, sondern auch saisonal eingekauft werden. Außerhalb der Saison ist es zwar mitunter möglich, Obst und Gemüse aus der Region zu kaufen, dieses stammt dann aber aus beheizten Gewächshäusern und die Klimabilanz ist deutlich schlechter. Ähnliches gilt für Obst und Gemüse, das zwar in Deutschland angebaut wird, aber eigentlich aus wärmeren Regionen stammt, wie zum Beispiel Paprikas oder Auberginen. Ein Blick auf den Saisonkalender lohnt sich aber auch im Sinne der Produktqualität: Der Vitamingehalt bei frischem und saisonalem Obst und Gemüse ist meist höher und der Geschmack intensiver.
Regionale und saisonale Rezepte
Im Folgenden haben wir Ihnen eine kleine Auswahl an Rezepten mit regionalen Zutaten zusammengestellt:
Rezepte für die kalten Jahreszeiten
Sowohl Kohl- und Zwiebelgewächse als auch Wurzelgemüse wie Karotten, Kartoffeln, Rettiche oder Rote Bete sind fast das ganze Jahr über regional erhältlich, denn sie haben nicht nur eine lange Erntezeit, sondern lassen sich auch gut lagern. All diese Gemüsesorten gelten deshalb auch als schmackhaftes Wintergemüse. Und auch Äpfel werden gelagert und können das ganze Jahr über ohne schlechtes Gewissen gegessen werden.
Zwiebeln gehören in fast jedes Hauptgericht – doch auch als Stargast eignen sie sich wunderbar. Ob im Zwiebelkuchen (klassisch oder walisisch), in einer Teigtasche, auf der provenzalischen Pizza oder im Bierteig: Zwiebeln sind wahre Alleskönner. Lauch macht sich besonders gut in Suppen (mit Süßkartoffeln oder als Cremesuppe) oder sogar roh im Salat.
Kohlgewächse und Rettiche sind Kreuzblütler und gelten als besonders gesund: Ein norddeutscher Klassiker ist Grünkohl mit Pinkel – natürlich in vegan. Zur Spinatsaison ist die Spinat-Grünkohl-Lasagne eine regionale Köstlichkeit. Oder wie wäre es mit einem Kohlrabi– oder auch mit einem Rosenkohlgratin? Weitere Rüben- und Kohlrezepte finden Sie hier. Leckere Rezepte für den Herbst finden Sie in diesem Artikel: Der Kürbis hat hier natürlich einen besonderen Auftritt.
Weder Obst noch Gemüse, jedoch ebenfalls ganzjährig regional zu erhalten, sind Champignons: Eine köstliche und schnelle Hauptspeise ist unser Pilzfrikassee. Besonders lecker sind die Champignons auch im Teigmantel oder als Pastete. Die Spargel-Quiche mit Champignons ist im Frühjahr zur Spargelzeit ein wahrer Gaumenschmaus. Übrigens: Pilze sind sehr gesund und liefern viele Nährstoffe. Mehr dazu in diesem Artikel.
Frühlings- und Sommerrezepte
In den wärmeren Jahreszeiten gibt es jede Menge heimisches Obst und Gemüse zu kaufen. Der Frühling steht hierzulande zum Beispiel ganz im Zeichen des Spargels: Dieser macht sich wunderbar in einer Bowl, im Salat oder im Ofen gebacken. Auch Rhabarber und Spinat haben im Frühling Saison, passende Rezepte finden Sie hier.
Im Sommer schmecken zum Beispiel Mangold und Erbsen kombiniert in dieser cremigen Soße ganz ausgezeichnet. Ein deftiger Klassiker ist außerdem unsere Erbsensuppe. Im Spätsommer haben Tomaten und Paprika ihren großen Auftritt und schmecken dann auch besonders süß. Wie wäre es mit einem marokkanischen Eintopf, gefüllter Paprika oder einer scharfen Tomatensuppe? Der Sommer ist außerdem die beste Zeit für Estnische Sommersuppe, Himbeercremeschnitten oder Stachelbeer-Grütze. Wussten Sie außerdem, dass Beeren ein echtes Superfood sind? Mehr dazu erfahren Sie hier.
Wer auch außerhalb der Saison Obst und Gemüse aus der Region essen möchte, kann es einkochen, trocknen oder fermentieren. Natürlich ist auch Einfrieren eine Möglichkeit, hier verbraucht die Kühlung allerdings zusätzlich Energie. Weitere Rezepte für saisonale Gerichte finden Sie hier und Tipps für eine nachhaltige Ernährung hier. Viel Spaß beim Nachkochen und Ausprobieren!
Foto: © Dan Costa – Shutterstock
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