Tierfreundliche Kosmetik

Ob Seife, Make-up oder Bodylotion: In zahlreichen Kosmetikprodukten verstecken sich Bestandteile von Tieren. Da viele Inhaltsstoffe außerdem an Tieren getestet werden, geht auch die Herstellung oft mit erheblichem Tierleid einher. Denn obwohl Tierversuche für Kosmetik in Europa verboten sind, gibt es Schlupflöcher. Was beim Kauf zu beachten ist und welches Siegel was bedeutet, erfahren Sie in diesem Artikel.

Vegan, tierversuchsfrei, Naturkosmetik: Was ist der Unterschied?

Vegan

Vegane Kosmetik enthält keine tierlichen Inhaltsstoffe. Ob das Produkt an Tieren getestet wurde, wird durch die Aufschrift »Vegan« jedoch nicht zwingend ersichtlich, da der Begriff rechtlich nicht geschützt ist. Die Veganblume der Vegan Society England oder das V-Label sind dagegen Siegel, die sowohl vegane als auch tierversuchsfreie Kosmetik kennzeichnen. Zudem gibt es auch zufällig tierfreie Produkte, die jedoch nicht als solche gekennzeichnet sind. Dies herauszufinden gestaltet sich meist schwierig, da sich hinter vielen Begriffen Bestandteile von Tieren verstecken.

Tierliche Inhaltsstoffe verstecken sich häufig hinter diesen Begriffen (Auswahl):

  • Cera Flava, Cera Alba: aus Bienenwachs (vegane Alternative: pflanzliche Öle)
  • Civet/Zibet: aus den Drüsen der Zibetkatze (vegane Alternative: Labdanumöl vom Zistrosenstrauch)
  • Chitosan oder Chitin: aus Insekten oder Krebstieren (vegane Alternative: z. B. Xanthan, Agar-Agar, pflanzliches Glycerin)
  • Cholesterol: aus Tierfett, Eigelb oder Blut (vegane Alternative: synthetische Herstellung, Soja)
  • Elastin: aus Tiersehnen (vegane Alternative: Soja- oder Weizeneiweiß)
  • Fibrostimulin K: aus Kälberblut (vegane Alternative: Fibrostimulin P aus Kartoffeln)
  • Gelatine: aus Knochen, Haut und Bändern (vegane Alternative: z.B. Agar-Agar, Pektine)
  • Glycerin: aus Rindertalg (vegane Alternative: pflanzliches oder synthetische Glycerin)
  • Guanin: Glanz aus zerstoßenen Fischschuppen (vegane Alternative: Rayon, synthetischer Perlglanz)
  • Hyaluron: früher aus Hahnenkämmen, heute oft biotechnologisch hergestellt
  • Karmin/Carmin/Cochenille/CI 75470: aus zerdrückten Läusen (vegane Alternative: mineralische und synthetische Pigmente, Eisenoxid, Rote Bete)
  • Keratin: aus zermahlenen Hörnern, Hufen oder Federn (vegane Alternative: Sojaprotein)
  • Kollagen: aus Sehnen, Knochen und Bindegewebe (vegane Alternative: Phytokollagen aus Algen)
  • Lanolin/Wollwachs: Sekret aus den Talgdrüsen von Schafen (vegane Alternative: pflanzliche Öle)
  • Lecithin: aus Eiern, Nervengewebe, Blut oder Milch (vegane Alternative: Sojalecithin)
  • Nerzöl/Minköl/Mustela-Öl: aus dem Fett von Nerzen (vegane Alternative: pflanzliche Öle)
  • Retinol/Vitamin A: aus Fischleber, Butter oder Eigelb (vegane Alternative: Vitamin A aus Karotten oder Aprikosen)
  • Schellack: Ausscheidungen der Lackschildlaus (vegane Alternative: pflanzliche Wachse)
  • Seide: aus Seidenraupen (vegane Alternative: pflanzliche Feuchtigkeitsspender wie vegane Hyaluronsäure oder Öle)

Nicht alle diese Stoffe sind immer tierlichen Ursprungs, so können zum Beispiel Retinol oder Glycerin auch vegan hergestellt werden. Bei Unsicherheiten lohnt es sich, beim Hersteller direkt nachzufragen. Auch Apps wie CodeCheck sind eine gute Möglichkeit, um vegane Produkte zu erkennen. Weitere Inhaltsstoffe, die nicht oder nur manchmal vegan sind, finden Sie hier.

Tierversuchsfrei

Tierversuche für Kosmetik sind in der EU seit 2013 verboten. Das bedeutet jedoch nicht, dass hier verkäufliche Kosmetika immer tierversuchsfrei sind. Das Gesetz hat nämlich Lücken: Das Verbot bezieht sich nur auf Rohstoffe, die ausschließlich für kosmetische Produkte verwendet werden. Wenn der Stoff jedoch auch in Arznei- oder Reinigungsmitteln zur Anwendung kommt, ist das Verbot obsolet. Da das 90 % aller Inhaltsstoffe betrifft, werden nach wie vor eine Vielzahl an kosmetischen Inhaltsstoffen an Tieren getestet. Auch kann es sein, dass ein Produkt bei uns zwar tierversuchsfrei ist, der Hersteller aber für den außereuropäischen Markt Tierversuche durchführen lässt.

Es gibt verschiedene Siegel, die tierversuchsfreie Kosmetik kennzeichnen. Ein Netzwerk von Tierschutzorganisationen hat zum Beispiel das international anerkannte Leaping-Bunny-Siegel entwickelt. Hersteller erhalten das Siegel nur, wenn alle Roh- und Inhaltsstoffe der Firma und der Zulieferer sowie etwaige Mutter- oder Tochterunternehmen tierversuchsfrei sind. Ähnlich verhält es sich auch beim Hasen mit schützender Hand. Das Peta Approved-Siegel hat das ehemalige Crueltyfree-Siegel abgelöst und zertifiziert ebenfalls Kosmetik ohne Tierversuche.

Die drei Siegel alleine sagen jedoch nichts darüber aus, ob das Produkt vegan ist oder nicht. Wer also sichergehen will, dass für ein Produkt kein Tier leiden musste, kann sich zum Beispiel auf die Veganblume oder das V-Label verlassen. Auch wenn ein Produkt sowohl mit einem Tierversuchsfrei-Siegel als auch mit einer Veganaufschrift gekennzeichnet ist, ist es tierfreundlich (von Peta gibt es ein kombiniertes Siegel).

Naturkosmetik

Naturkosmetische Produkte sind oft besser für die Umwelt und somit auch für die Tierwelt als konventionelle Produkte. Doch auch Naturkosmetik darf tierliche Inhaltsstoffe enthalten und unter den oben genannten Voraussetzungen an Tieren getestet werden. Außerdem ist »Naturkosmetik« ähnlich wie »Vegan« kein geschützter Begriff, weshalb sich die Kriterien je nach Zertifizierung unterscheiden. Man muss also auch hier genauer hinschauen und sich mit den unterschiedlichen Siegeln auskennen: Cosmos, Ecocert und Natrue zertifizieren zum Beispiel tierversuchsfreie Naturkosmetik, wobei im Gegensatz zu den oben genannten Tierversuchsfrei-Siegeln nicht die ganze Firma tierversuchsfrei sein muss. Auch vegan ist hier kein Kriterium.

Eine hilfreiche Übersicht aller hier aufgelisteten Siegel mit den jeweiligen Voraussetzungen finden Sie auf der Seite der Ärzte gegen Tierversuche.

Fazit

Mit den richtigen Siegeln kann man leicht herausfinden, ob für ein Produkt Tiere leiden mussten oder nicht. Fehlt jedoch die Zertifizierung, kann es kompliziert werden. Doch wir empfehlen auch dann nicht aufzugeben, wenn man etwas genauer hinschauen muss. Hat man einmal ein gutes veganes Produkt gefunden, bleibt man diesem häufig treu und muss nicht bei jedem Kauf erneut recherchieren. Zudem wächst der Markt für tierleidfreie Kosmetik stetig: Inzwischen findet man in jeder Drogerie eine große Auswahl an veganer und tierversuchsfreier Kosmetik. Auch die preiswerten Drogerie-Hausmarken enthalten meist keine tierlichen Inhaltsstoffe und sind tierversuchsfrei. Die entsprechenden Siegel geben Sicherheit.


Foto: © Anna Khomulo Adobe Stock

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