Vegan zu leben bedeutet laut Definition der Vegan Society, Tierleid zu vermeiden, sofern dies möglich und machbar ist. Besonders NeueinsteigerInnen sollten im Hinterkopf behalten, dass es dabei nicht um Perfektion geht: Stellen Sie nicht zu hohe Anforderungen an sich selbst, denn in unserer komplexen Welt ist es derzeit noch ein sehr hochgestecktes Ziel, in allen Lebensbereichen Tierprodukte konsequent zu meiden.
Dennoch empfinden es viele Vegan-AnfängerInnen als demotivierend, wenn sie in »Fallen« tappen und aus Versehen unvegane Produkte nutzen. Wir haben deshalb eine Liste mit solchen Fallen zusammengestellt und geben Tipps, wie man sie umgehen kann.
Geklärte Getränke
Bier, Wein, Saft, Brause und andere Getränke werden teilweise durch Gelatine oder andere unvegane Produkte gefiltert. Das betrifft besonders klare Getränke. Hier sind Siegel wie die Veganblume oder andere »Vegan«-Vermerke auf dem Etikett eine gute Orientierung. Auf der Website der Hersteller lassen sich meistens Informationen zum Filtrationsverfahren finden. Wenn Sie weiterhin unsicher sind, können Sie über Social-Media-Kanäle oder per Mail beim Hersteller nachfragen.
Margarine
Auch wenn »Pflanzenmargarine« auf der Packung steht, können Milchbestandteile enthalten sein. Zugesetzte Stoffe wie beispielsweise Vitamin D und Omega-3 stammen außerdem oft aus tierlichen Quellen. Um sicherzugehen, beachten Sief die Informationen auf dem Etikett und halten Sie nach einem Vegan-Siegel Ausschau.
Nahrungsergänzungsmittel
Wer sich vegan ernährt, sollte u. a. gut auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B12 und Vitamin D achten. Supplemente sind eine praktische Möglichkeit, den Bedarf zu decken. Beim Kauf empfehlen wir, auf »Vegan«-Hinweise am Produkt zu achten, denn andernfalls könnten Bestandteile aus tierlichen Quellen enthalten sein – beispielsweise Gelatine und Laktose in Tabletten oder Kapseln. In Apotheken und Drogerien wissen die MitarbeiterInnen, ob das Produkt für VeganerInnen geeignet ist.
Überzugmittel
Besonders bei vegetarischen Fruchtgummis sind viele Vegan-Neulinge verunsichert, ob sie zugreifen können. Ein Blick auf die Zutatenliste verschafft Klarheit: Die Überzugmittel »Bienenwachs« und »Schellack« sind tierlichen Ursprungs. Carnaubawachs hingegen ist vegan. Viele Süßigkeiten brauchen kein Überzugmittel, weil sie beispielsweise mit Zucker »bestäubt« sind. Saure Weingummis sind daher manchmal zufällig vegan!
Chips und Nuss-Snacks
Unvegane Aromen und Milchbestandteile können den Knusperspaß schnell vermiesen. Glücklicherweise gibt es Chips und Nüsse inzwischen in jedem Supermarkt ohne tierliche Zusatzstoffe. Kartoffeln oder Nüsse, Fett, Gewürze – sonst nichts. Weniger Zusatzstoffe sind zudem ein Qualitätsmerkmal: Der Geschmack kommt aus den Zutaten!
Pesto
Fertige Pestos sind vielfältig einsetzbar und praktisch, wenn es mal schnell gehen soll. Viele Produkte werden jedoch mit Sahne oder Käse zubereitet. Pestos mit Parmesan sind nicht einmal vegetarisch, weil sie Lab enthalten. Milchbestandteile sind Allergene und müssen daher in Zutatenlisten besonders hervorgehoben werden. Dadurch können Sie unvegane Pestos schnell erkennen.
Cerealien und Cornflakes
Zugesetzte Vitamine sollen die Produkte oft gesünder wirken lassen, können aber aus tierlichen Quellen stammen. Honig, Milchbestandteile und Gelatine sind ebenfalls häufig in Cerealien enthalten. Wer Lust auf Nougat-Bits, Schokocrispies und Co. hat, sollte sich bei den Eigenmarken der Supermärkte umsehen. Mit wenigen, pflanzlichen Zutaten sind sie perfekt für ein herrlich ungesundes Knusperfrühstück! Sie lassen sich auch gut als Deko für Backwaren oder als Topping von Joghurts, Müslis und anderen Desserts verwenden.
Backwaren
Brot, Brötchen und andere Leckereien können tierliche Inhaltsstoffe enthalten – möglich sind Eier, Milchprodukte und Honig. Der Stoff L-Cystein wird besonders in den Sozialen Netzwerken immer mal wieder diskutiert: Er muss nicht deklariert werden und wurde früher meistens aus Schweineborsten gewonnen. Inzwischen kann dieser Zusatz aber auch mithilfe von Bakterien hergestellt werden. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann zu Bio-Backwaren greifen, denn L-Cystein ist für die Zubereitung von Biowaren nicht zugelassen.
Viele Bäckereien verzichten inzwischen ganz auf L-Cystein. Fragen Sie im Zweifel nach den Inhaltsstoffen: Bäckereien sind verpflichtet, Informationen dazu bereitzustellen.
Rote Farbe in Kosmetik
Um Lippenstift, Rouge oder Lidschatten rot zu färben, greifen Kosmetik-Hersteller häufig auf Karmin zurück. Um diesen leuchtend roten Farbstoff zu gewinnen, werden Scharlach-Schildläuse getrocknet und ausgekocht. Inzwischen kann Karmin auch synthetisch imitiert werden (in der Liste der Inhaltsstoffe findet man es dann als »E 124«, »Ponceau 4R« und »Cochenillerot A«). Besonders Naturkosmetikmarken setzen aber dennoch – oder gerade deswegen – sehr oft auf echtes Karmin aus Läusen.
Glücklicherweise gibt es mittlerweile zahlreiche Marken, die sich auf vegane Kosmetik spezialisiert haben. Diese sind vor allem in Bioläden zu finden. Aber auch viele konventionelle Hersteller kennzeichnen ihre veganen Produkte inzwischen. Beispiele dafür sind die Marken essence, L.O.V., Catrice, NYX und Alverde, die alle in Drogeriemärkten erhältlich sind.
Tierversuche
Für Schönheit sollten keine Tiere leiden. Laut der 2013 in Kraft getretenen EU-Kosmetikverordnung dürfen in Deutschland keine Produkte verkauft werden, die an Tieren getestet wurden. Auch Inhaltsstoffe, deren Eignung für Benutzung in Kosmetik in Tierversuchen getestet wurden, fallen darunter. Leider wird diese Regel aufgrund einer Lücke im EU-Recht oft umgangen.
Die »Veganblume« ist eine Garantie dafür, dass ein Produkt frei von tierlichen Inhaltsstoffen und tierversuchsfrei ist. Tierversuchsfreie Marken lassen sich auch an Siegeln wie dem »Leaping Bunny erkennen. Viele BloggerInnen und Organisationen führen zudem Listen, welche Marken oder Produkte vegan und tierversuchsfrei sind.
Zahnpasta
Manche Zahncremes enthalten tierliche Inhaltsstoffe wie Bienenwachs oder sogar Knochenmehl als schleifende Substanz. Einige enthalten an Tieren getestete Inhaltsstoffe. Wer darauf verzichten möchte, findet in jeder gut sortierten Drogerie vegane Zahncremes ohne und mit Fluorid. Sie putzen genauso gut wie unvegane Zahncremes und dank verschiedenster Sorten werden auch sensible Zähne glücklich.
Zigaretten
Ein Grund mehr, um mit dem Rauchen aufzuhören: Viele Marken lassen ihre Produkte an Tieren testen. Auch in den Filtern können Tierprodukte verarbeitet sein. Wer nicht auf Zigaretten verzichten kann oder möchte findet online Listen mit veganen Marken.
Kerzen
Kerzenwachs besteht oft aus Bienenwachs oder tierlichen Fetten. Meistens kann online oder auf der Verpackung nachgeschaut werden, aus welchem Wachs die Kerze besteht. Sojawachs, Paraffin und Rapswachs sind immer vegan.
Kondome
Viele Kondome werden mit Kasein hergestellt und gehören zu Marken, die Tierversuche durchführen. Vegane Kondome sind genauso sicher, da es in Deutschland strenge Prüfverfahren gibt. Sie sind in Drogerien oder Onlineshops zu finden.
(nk)
Foto © Benophotography
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