Können sich unsere Geschmacksnerven ändern?

Weniger Salz, Zucker und Tierprodukte, mehr Natürlichkeit, Selbstgekochtes und »Clean Eating« – diese Schlagworte hört man in letzter Zeit immer häufiger. Eines steht jedoch fest: Bei der Umstellung auf eine gesündere Ernährungsweise darf der Geschmack nicht zu kurz kommen. Wie aber stellt man das sicher, wenn die Devise »salzarm«, »fettarm« oder »weniger Tierprodukte« heißen soll?

Neues aus der Wissenschaft

Motivation geben Erkenntnisse aus der Geschmacksforschung: Reduziert man ungesundes Fast Food und tierliche Produkte über einen Zeitraum von ein paar Wochen, beginnen die Geschmacksnerven, sich anzupassen und weniger Verlangen danach zu signalisieren. Im Fall von fettigen Speisen gibt es die Vermutung, dass wir möglicherweise neben süß, sauer, bitter, umami und salzig auch »fettig« schmecken können, wobei die Zunge mehr oder weniger sensibel darauf reagiert. Diese Sensibilität kann mit der Verzehrsmenge zu tun haben: TeilnehmerInnen einer Studie, die Schwierigkeiten beim Erkennen von geringen Mengen an Fett in Lebensmitteln hatten, verzehrten mehr fettige Lebensmittel – insbesondere mehr Fleisch und Milchprodukte – als Menschen, die die Fette herausschmecken konnten. Eine Folgestudie bestätigte diese graduelle Anpassung der Geschmacksnerven in Abhängigkeit von der Verzehrsmenge innerhalb weniger Wochen.

Ein weiteres Beispiel ist Salz: Menschen, die eine salzarme Diät einhielten, mochten den Geschmack salzarmer Suppen immer mehr und umgekehrt salzigere Suppen weniger. Wie schnell sich der Geschmack an weniger oder gar kein zugesetztes Salz gewöhnt, haben einige MitarbeiterInnen der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt in den letzten Wochen in einem kleinen Selbstversuch erfolgreich ausprobiert: Wir waren überrascht, wie schnell man durch »nicht Nachsalzen« oder mit gänzlich salzfreien Gerichten den Geschmackssinn sensibilisiert und Salz immer weniger vermisst.

Hilfe beim Umstieg

Machen Sie sich solche Erkenntnisse beim Einstieg in eine pflanzliche(re) und gesündere Ernährung zunutze, indem Sie Schritt für Schritt mehr vegane und weniger tierliche Lebensmittel in Ihrem täglichen Speiseplan verwenden. Wenn Sie möchten, nutzen Sie die Umstellung auf eine pflanzliche(re) Ernährung auch, um noch gesünder zu essen: Nach einer Zeit gewöhnen Sie sich an den salz- und fettärmeren oder weniger süßen Geschmack neuer Zutaten und Gerichte.

Anders ist es natürlich, wenn Ihnen etwas gar nicht schmeckt – dann sollten Sie sich selbstverständlich nicht zwingen. Aber wussten Sie zum Beispiel, dass Kinder zwischen zehn und fünfzehn Kontakte mit einem Lebensmittel brauchen, bevor sie entscheiden, ob sie es mögen? Mit ein bisschen Experimentierfreude und Geduld entdecken Sie schnell das ein oder andere neue vegane Gericht für sich. Zum Ausprobieren empfehlen wir Ihnen einen Blick in unsere ständig wachsende Rezeptsammlung, wo Sie auch viele gesunde Rezeptideen finden – im wahrsten Sinne des Wortes für jeden Geschmack etwas.


Dieser Artikel basiert z. T. auf einem englischsprachigen Artikel und Video von Dr. Michael Greger von nutritionfacts.org.

Bild: Salz von kamboompics/CC0

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