Womöglich lehnen Sie die Massentierhaltung ab und überlegen gerade, Ihren Fleischkonsum zu verringern. Oder Sie ernähren sich bereits einige Zeit vegetarisch oder vegan und fühlen sich gut dabei. Wunderbar! Vielleicht machen Sie aber auch Ausnahmen oder Sie meiden nur bei einigen Gelegenheiten Tierprodukte.
Wir möchten Sie in jedem Fall ermutigen, dranzubleiben, sich mit den zahlreichen Vorteilen und Möglichkeiten einer pflanzlichen Ernährung zu befassen – auch wenn Sie sich noch nicht entschieden haben, ob und inwieweit Sie Ihre Ernährungsgewohnheiten mittel- und langfristig ändern werden. Denn obgleich die Zahl der vegetarisch und vegan lebenden Menschen deutlich zunimmt, kann sich die Mehrheit der Bevölkerung bislang nicht vorstellen, ihre Ernährung vollständig auf pflanzlich umzustellen. Aus unserer Sicht ist es schon ein wichtiger Schritt, sich offen mit der veganen Ernährung zu befassen und Neues auszuprobieren.
Mut zu kleinen Schritten
In unserer komplexen Welt ist es derzeit noch ein recht hochgestecktes Ziel, in sämtlichen Lebensbereichen Tierprodukte konsequent zu meiden. Bei sehr strenger Auslegung ist das in der Praxis für die meisten kaum zu schaffen. Das Problem bei vielen Menschen, die sich erstmals mit veganer Ernährung befassen: Wer glaubt, er schafft es sowieso nicht, vollständig vegetarisch oder vegan zu leben, probiert noch nicht einmal kleine Änderungen aus. Damit Veränderungen im Konsumverhalten von Dauer sind, kann es hilfreich sein, an sich selbst nicht zu hohe Ansprüche zu stellen, an denen man leicht zu scheitern droht.
Manchen von uns mag es unbefriedigend erscheinen, nur gelegentlich oder nicht komplett vegan zu essen, wenn man die vegane Lebensweise für die bessere Wahl hält. Dabei ist es vielleicht nur eine Sorte Käse oder ein vertrautes Gericht, das man partout nicht missen möchte. Dann kann es passieren, sich nach Rückfällen oder bei fehlender Konsequenz (wieder) lieber als nicht vegan lebender Mensch zu sehen und das Vorhaben der Ernährungsumstellung ganz zu verwerfen, nach der Devise »wenn schon scheitern, dann richtig«.
Dabei besteht eigentlich kein Anlass dazu, erneut wie früher zu essen, bloß weil man glaubt, sich nicht vollständig pflanzlich ernähren zu können. Die verbreitete Einteilung in Ernährungstypen wie vegane, vegetarische oder fleischessende Menschen kann dieses Ganz-oder-gar-nicht-Denken verstärken. Tatsächlich bestimmen Sie allein, wie Sie Ihre Ernährung gestalten wollen.
Konsequent inkonsequent
Einigen mag es helfen, eine strikte vegane Ernährung als Teil ihres Selbstbilds zu empfinden, um dabeizubleiben. Für andere ist es dagegen hilfreich, weniger rigoros zu sein und Ausnahmen zuzulassen. Wer diese Ausnahmen klar definiert, kann sie leicht in sein Selbstbild einbauen.
- FlexitarierInnen wollen ihren Konsum von Fleisch, Fisch und Wurst bewusst verringern oder konsumieren bereits nur selten bzw. nur zu bestimmten Anlässen Tierprodukte.
- HalbzeitveganerInnen schließen sich als Duo zusammen: Indem beide Partner ihren Konsum an tierlichen Produkten halbieren, entsteht rechnerisch ein neuer Veganer.
- 17-Uhr-VeganerInnen ernähren sich morgens, mittags und nachmittags rein pflanzlich. Erst ab 17 Uhr machen Sie gelegentlich Ausnahmen, etwa wenn sie zum Essen verabredet sind.
- »Home vegans« leben zu Hause vegan, wo sie auf all ihre bevorzugten Nahrungsmittel stets Zugriff haben. Unterwegs oder auf Reisen hingegen passen sie sich ggf. an die Situation an.
- AVAPs ernähren sich fast ausschließlich pflanzlich und machen nur in ganz seltenen Fällen Ausnahmen. Sie fragen sich, was AVAP bedeutet? As Vegan As Possible!
Solche »erlaubten« Inkonsequenzen können den Weg hin zu einer langfristigen und weit reichenden Umstellung deutlich erleichtern. Zudem können sie Menschen in unserem Umfeld zu ähnlichen Schritten anregen. Abgesehen davon – neben der eigenen Ernährungsweise gibt es noch weitere Möglichkeiten Gutes für Tiere, die Umwelt oder die eigene Gesundheit zu tun.
Wo anfangen aufzuhören?
Für eine lang anhaltende Umstellung hin zu einer Ernährung, die nachhaltig und tierfreundlich ist, ist es sinnvoll, dort zu beginnen, wo es leichtfällt. Im Lauf der Zeit ergeben sich immer mehr Gelegenheiten, alte Gewohnheiten zu durchbrechen – bisweilen ist es sogar viel einfacher als gedacht, vormals wichtig erscheinende Traditionen aufzugeben oder an seinen neuen Ernährungsstil anzupassen.
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