Fragt man Vegetarier:innen, was sie am meisten davon abhält, vegan zu werden, dann erhält man häufig die Antwort: »Käse!« Doch zum Glück gibt es mittlerweile viele Alternativprodukte, die sowohl Hart- als auch Weichkäse hervorragend ersetzen können. Und wer Lust auf etwas ganz Besonderes hat, kann veganen Käse sogar selbst machen. Wir haben einige Tipps, Rezepte und tolle Produkte für Sie zusammengestellt.
Grundsätzliches zur Käseherstellung
Reifungsprozess
Wie bei der klassischen Käseherstellung können Enzyme und Bakterien eingesetzt werden, um aus einer veganen Grundzutat eine leckere und gesunde Käsealternative herzustellen. Als Grundzutat können beispielsweise eingeweichte und pürierte Cashewkerne verwendet werden. Zu den Cashewkernen werden dann Reifungsorganismen gegeben, die die Masse nach einiger Zeit in Käse verwandeln. Die Organismen kann man online kaufen – von fairment gibt es zum Beispiel ein praktisches Starter-Set mit bioveganen Käsekulturen inklusive Anleitung und Messlöffel. Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von Brottrunk (erhältlich in Drogerien). Brottrunk (auch »Rejuvelac« genannt) ist ein fermentiertes Getränk aus Vollkorngetreide, das Bakterien enthält. Diese produzieren unter anderem Milchsäure, die zum typischen Käsegeschmack beiträgt. Brottrunk wird zum Beispiel für die Herstellung von diesem luftgetrockneten Gouda benötigt. Die Herstellung erfordert etwas Geduld – aber es lohnt sich!
Hefeflocken
Eine Möglichkeit, einen käsigen Geschmack ohne Reifung zu erzielen, ist die Verwendung von Hefeflocken. Dabei handelt es sich nicht um die Hefe, die zum Brotbacken verwendet wird, sondern um Nährhefe. Das ist eine durch Hitze inaktivierte Hefe, die würzig und käsig schmeckt und mit einem hohen Gehalt an B-Vitaminen und anderen Nährstoffen punktet. Hefeflocken gibt es im Bioladen, in den bekannten Drogerieketten oder auch in gut sortierten Supermärkten. Es lohnt sich, verschiedene Produkte auszuprobieren, da der Geschmack variieren kann. Um einer Grundzutat Umami-Geschmack zu verleihen, kann außerdem helle Misopaste verwendet werden.
Weichkäse
Selbst machen: Die Herstellung von veganem Weichkäse wie Camembert erfordert durch den Reifungsprozess Zeit und Geduld, aber das Ergebnis kann sich schmecken lassen. Auf Blogs wie Eat this! oder dailyvegan gibt es ausführliche Tipps zur Zubereitung. Übrigens: Veganer Mozzarella ist dagegen ganz einfach herzustellen.
Kaufen: Viele vegane Hersteller widmen sich inzwischen der Herstellung von veganen Weichkäsealternativen, wobei die Produkte in der Regel mit einer erfreulich kurzen und natürlichen Zutatenliste daherkommen. Am häufigsten findet man in den Läden veganen Camembert, zum Beispiel von Happy Cheeze, New Roots oder Mondarella. Intensivere Käsesorten sind online erhältlich, so zum Beispiel Blauschimmelkäse von Jay & Joy, Veeze oder Petit Azur. Jay & Joy bietet sogar veganen Ziegenkäse an. Wer bisher vergeblich nach einem leckeren veganen Mozzarella gesucht hat, wird jetzt bei Dreamfarm fündig.
Streichkäse
Selbst machen: Keine Sorge: Leckere pflanzliche Käsesorten lassen sich auch ohne großen Aufwand in der eigenen Küche herstellen. Im Handumdrehen und mit lediglich drei Zutaten zaubern Sie zum Beispiel einen leckeren Macadamia-Ricotta. Auch für diesen cremigen Frischkäse braucht es nicht viel. Etwas mehr Zutaten, aber nicht erheblich mehr Zeit benötigen Sie für den Kräuter-Cashew-Käse oder für diesen Cashew-Frischkäse mit unterschiedlichen Marinaden.
Kaufen: Die Palette an Frischkäsealternativen ist riesig und für jeden Geschmack ist etwas dabei. Besonders empfehlenswert ist der Streichkäse von Happy Cheeze, der mit leckeren Kräutern und einer kurzen Zutatenliste überzeugt. Wer Knoblauch mag, wird diesen Frischkäse von Soyananda lieben. Beide Marken sind in Bioläden wie Denn’s zu finden. Die italienische Marke Fattoria della Mandorla bietet online und in gut sortierten Bioläden verschiedene Brotaufstriche auf Mandelbasis an. In den meisten Supermärkten sind die Frischkäsealternativen von Simply V, Bedda oder Oatly zu finden. Und auch die bekannten Frischkäsemarken Bresso, Philadelphia und Exquisa haben leckere Alternativen im Angebot.
Hartkäse
Selbst machen: Um festen veganen Schnittkäse herzustellen, hat sich der Einsatz pflanzlicher Bindemittel bewährt. Vor allem aus Algen gewonnene Stoffe können hier hilfreich sein: Carrageen wird häufig verwendet, aber auch Agar-Agar erfüllt seinen Zweck. Bei der Verwendung dieser Mittel ist darauf zu achten, dass nur sehr geringe Mengen eingesetzt werden, da der Käse sonst eine unerwünschte, gummiartige Konsistenz erhält. Inspiration für die Herstellung von Schnittkäse bietet das Rezept für Pesto-Cashew-Käse mit Raucharoma. Wer etwas mehr Zeit hat, kann sich auch direkt an der Käsereifung versuchen und den oben erwähnten luftgetrockneten Gouda herstellen. Besonders einfach, schnell und ohne Zusatzstoffe gelingt auch veganer Parmesan aus Mandeln.
Kaufen: Veganer Hartkäse ist immer noch die Königsdisziplin unter den tierfreien Käsesorten. Doch es gibt Unternehmen wie Max Bien, die sich dieser Herausforderung gestellt haben – mit erstaunlich authentischem Ergebnis. Die Hartkäsealternativen mit Kräutern, Oliven oder sogar Trüffel sind online erhältlich. Im Supermarkt findet man leckeren Schnitt- oder Blockkäse zum Beispiel von Violife, Bedda, Simply V oder Noa.
Feta
Selbst machen: In mediterranen Kräutern und Olivenöl marinierter Naturtofu ist nicht nur gesund, sondern erinnert auch an eingelegten Feta! Das Rezept finden Sie hier.
Kaufen: Wer es noch authentischer möchte, findet im Supermarkt inzwischen eine Vielzahl an Feta-Alternativen, die dem Original verblüffend nahe kommen. Veganen Feta gibt es zum Beispiel von Violife, Simply V, Bedda oder sogar von Patros.
Käse zum Überbacken und Schmelzen
Selbst machen: Hefeschmelz eignet sich hervorragend für Gratins, Pizza und Co. Die Basis bildet eine Mehlschwitze, der käsige Geschmack kommt durch die Hefeflocken zustande. Wer eine leckere Alternative zu Käsefondue oder Ofenkäse sucht, wird auf unserer Seite ebenfalls fündig.
Kaufen: Die beliebtesten veganen Streukäsealternativen sind von Simply V, Violife oder Wilmersburger – sie sind in den meisten Supermärkten erhältlich. Unser Tipp: Vermengen Sie den Streukäse mit etwas Öl oder Wasser, so schmilzt er besser.
Relativ neu auf dem Markt ist der vegane Ofenkäse von Mondarella.
Die Schweizer:innen haben natürlich auch schon veganes Käsefondue auf den Markt gebracht – New Roots und Vegü beweisen, dass es für das Traditionsgericht keine Kuhmilch braucht. Selbst Raclette-Käse gibt es längst vegan.
Klassische Käsegerichte – rein pflanzlich
In unserer Rezeptdatenbank finden Sie allerlei Käsegerichte. Wie wäre es zum Beispiel mit knusprig-cremigen Käsesticks für den nächsten Kinoabend? Auch den amerikanischen Klassiker »Mac and Cheese« können Sie nach diesem Rezept für Käse-Makkaroni in einer rein pflanzlichen Variante zubereiten – oder alternativ Käsespätzle. Eine leckere Soße für Pasta ist die Alfredo-Sauce. Sie wird meist aus Butter, Parmesan und Sahne zubereitet. Die tierfreundlichere und gesündere Alternative dazu ist die Blumenkohl-Alfredo-Sauce. Wer ein cremiges Suppenrezept sucht, wird von der Brokkoli-Käse-Suppe begeistert sein. Oder wie wäre es mit dem bereits erwähnten Ofenkäse oder dem veganen Käse-Fondue?
Weiterführende Tipps und Empfehlungen
Wenn Sie mehr über die Herstellung veganer Käsesorten erfahren möchten, gibt es einige Bücher zum Thema auf dem Markt. Empfehlenswert sind hier etwa »Veganer Käse« von Miyoko Schinner sowie »Wurst und Käse vegan« von Hildegard Möller.
Sie werden sehen: Käseliebhaber:innen kommen vegan voll auf ihre Kosten. Es ist lediglich ein wenig Freude am Ausprobieren und Experimentieren gefragt. Wir wünschen Ihnen einen guten Appetit!
Beitragsbild: © Ocphoto_shutterstock
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