Unsere Ernährung beeinflusst nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch das Klima, unsere Umwelt und das Leben unzähliger Tiere. Die sogenannte Planetary Health Diet wurde 2019 von der internationalen EAT-Lancet-Kommission entwickelt. Ziel dieses Konzepts ist eine Ernährungsweise, die sowohl der menschlichen Gesundheit als auch den ökologischen Belastungsgrenzen unseres Planeten gerecht wird. Bis zum Jahr 2050 könnten so weltweit bis zu zehn Milliarden Menschen nachhaltig und gesund ernährt werden.
Was zeichnet die Planetary Health Diet aus?
Das Herzstück der Planetary Health Diet ist ein Ernährungskreis, der pflanzliche Lebensmittel in den Mittelpunkt stellt. Der größte Teil unserer täglichen Ernährung sollte aus Gemüse (300 g), Hülsenfrüchten (75 g), Obst (200 g), Vollkornprodukten (232 g) und Nüssen (50 g) bestehen. Ergänzt wird dieser Kern durch hochwertige pflanzliche Fette wie Oliven- oder Rapsöl sowie Wasser als bevorzugtes Getränk.
Tierliche Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Milchprodukte oder Eier sind zwar nicht völlig ausgeschlossen, aber nur in sehr kleinen Mengen vorgesehen. Entscheidend ist hierbei die klare Ausrichtung: weniger Tierliches, mehr Pflanzliches – hin zu einer ressourcenschonenden Ernährung, die weltweit flexibel an regionale Bedingungen angepasst werden kann.
Zentrale Hebel für den Umwelt- und Klimaschutz
Die Planetary Health Diet zielt auf eine gesundheitsförderliche und umweltverträgliche Ernährung – mit klarer Ausrichtung auf mehr pflanzliche und weniger tierliche Lebensmittel. Weitere Stellschrauben sind ein geringerer Verlust entlang der Wertschöpfungskette und eine umweltverträglichere Erzeugung – etwa durch angepasste Anbaumethoden oder effizientere Nutzung von Ressourcen.
Eine konsequente Umsetzung der Planetary Health Diet – inklusive reduzierter Lebensmittelverschwendung und nachhaltiger Anbaumethoden – würde die Umweltauswirkungen der globalen Ernährung so stark senken, dass sie im Rahmen der planetaren Belastungsgrenzen bleiben könnten:
- Begrenzung der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen auf maximal fünf Gigatonnen CO₂-Äquivalente pro Jahr (aktueller Stand: etwa 16 Gigatonnen)
- Begrenzung der weltweiten landwirtschaftlichen Flächennutzung auf 11–15 Millionen km²
- Einschränkung des Süßwasserverbrauchs auf maximal 4.000 km³ pro Jahr
- Deutliche Reduktion der Umweltbelastungen durch Stickstoff (auf max. 130 Tg pro Jahr) und Phosphor (auf max. 16 Tg pro Jahr)
- Begrenzung des Artenverlusts auf 1–80 ausgestorbene Arten pro Million Arten und Jahr
Warum gerade Industrieländer in der Pflicht sind
Besonders Industriestaaten stehen in der Pflicht, denn sie verursachen durch ihren hohen Konsum tierlicher Lebensmittel überproportional starke Umweltschäden. Gleichzeitig verfügen sie über finanzielle Mittel, politische Strukturen und gesellschaftliche Voraussetzungen, um wirksame Veränderungen herbeizuführen.
Ein anschauliches Beispiel: Eine Studie in Nature Food (2024) zeigt, dass in der EU etwa 84 % der Treibhausgasemissionen des Ernährungssystems von tierlichen Produkten verursacht werden, obwohl diese nur etwa 35 % der Kalorienzufuhr und rund 65 % der Proteinversorgung ausmachen. Der Fleischkonsum in Industrienationen liegt meist weit über den empfohlenen Mengen: In den USA sind es etwa 127 kg, in Deutschland rund 53 kg und in China etwa 63 kg pro Kopf und Jahr. Die EAT-Lancet-Kommission empfiehlt hochgerechnet maximal 15,8 kg pro Kopf und Jahr (43 g pro Tag).
Im Vergleich dazu liegt der Fleischkonsum in Ländern, die aus wirtschaftlichen oder kulturellen Gründen pflanzenbetont essen, deutlich niedriger: In Indien sind es nur etwa 4 kg, in Äthiopien rund 7 kg und in Nigeria etwa 8 kg pro Kopf und Jahr. Diese Länder gehören außerdem zu den Regionen, die bereits heute besonders stark unter den Folgen der Klimakatastrophe leiden.
So gelingt der Einstieg in eine pflanzliche Ernährung
Unabhängig davon, ob Sie gerade erst beginnen oder bereits gern und häufig pflanzlich kochen: Die Planetary Health Diet lässt sich Schritt für Schritt ganz einfach in Ihren Alltag integrieren. Hier finden Sie fünf praktische Tipps, die Ihnen den Umstieg erleichtern:
1. Pflanzenbasiert denken – bei jeder Mahlzeit
Machen Sie pflanzliche Lebensmittel zum Star Ihrer Gerichte. Probieren Sie bunte Gemüsepfannen, aromatische Linsengerichte, Vollkornpasta mit frischer Gemüsesoße oder knackige Salate mit Hülsenfrüchten und Nüssen. Ein Blick in unsere Rezeptdatenbank bringt neue Ideen.
2. Tierliche Produkte bewusst reduzieren
Jede Entscheidung für pflanzliche Alternativen zählt: Tauschen Sie Milch gegen Hafer- oder Sojadrinks, Wurst gegen Hummus oder veganen Aufschnitt, Hackfleisch gegen Linsen oder Sojaschnetzel. Die Vielfalt wächst ständig – von veganem Käse über Joghurt bis hin zu pflanzlichen Fleischalternativen.
3. Neues ausprobieren, Gewohnheiten hinterfragen
Viele Lieblingsgerichte lassen sich ganz leicht pflanzlich zubereiten, so z. B. Chili sin Carne, Gemüse-Curry mit Kokosmilch oder Spaghetti Bolognese mit Tofu. Planen Sie bewusst neue Rezepte ein, testen Sie pflanzenfreundliche Restaurants und lassen Sie sich durch unsere Rezeptdatenbank inspirieren. Vielfalt macht den Umstieg leichter – und leckerer.
4. Gemeinsam statt allein
Die Umstellung gelingt leichter, wenn man sie mit anderen teilt. Vielleicht kennen Sie jemanden mit ähnlichen Zielen? Tauschen Sie sich aus, kochen Sie zusammen oder melden Sie sich gemeinsam für unsere Schnupperwoche an.
5. Aktiv werden für die Tiere
Neben einer Ernährungsumstellung können Sie auch anderweitig aktiv werden. Schauen Sie auf der Website der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt vorbei und entdecken Sie viele Möglichkeiten, sich effektiv für Tierschutz einzusetzen.
Fazit
Die Planetary Health Diet verdeutlicht, dass es auf das große Ganze ebenso ankommt wie auf jeden einzelnen Schritt. Je mehr Menschen ihre Ernährung pflanzenbetonter gestalten, desto größer der positive Effekt: für unsere Gesundheit, für die Umwelt und ganz besonders für die Tiere.
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