Detox: Teurer Trend

»Detox« – was heißt das eigentlich? Da es keine einheitliche Definition des Begriffs gibt, nutzen die Anbieter von Detox-Produkten ihn gern, um damit profane Dinge wie das Teetrinken besonders »modern« und gesundheitsfördernd scheinen zu lassen und sie teuer zu verkaufen. Im besten Falle haben die Produkte tatsächlich eine positive Wirkung auf die Gesundheit. Schlimmstenfalls schaden sie ihr jedoch.

Der Detox-Mythos

Grundsätzlich zeichnet sich modernes Detox vor allem durch die Idee aus, dass selbst gesunde Menschen Giftstoffe im Körper hätten, die nur mittels Detox-Produkten komplett entfernt werden könnten. Diese Gifte lagern sich angeblich in Form von Schlacken ab. Schlacken kennt man eigentlich als Rückstände von Verbrennungsprozessen.

Der Arzt Otto Buchinger schrieb in den 1930ern, dass der Darm wie ein Ofenrohr sei, das regelmäßig »entschlackt« werden müsse. Tatsächlich kann im Darm jedoch nichts feststecken, da Schleimhäute und Muskeln einen reibungslosen Transport gewährleisten. »Schlacken« wurden im menschlichen Körper nie entdeckt. Laut den Detox-Anbietern kommen sie durch Schadstoffe und Umweltverschmutzung, aber auch durch Stress, Alkohol, Rauchen und »ungesundes Essen« in den Körper. Wie ihre Produkte genau wirken sollen, um den Körper zu »entgiften« und welche »Gifte« sie eigentlich entfernen, wird selten beschrieben. Das macht einen Nachweis der vermeintlichen Wirkung unmöglich.

Bei dieser Art von »Detox« handelt es sich nicht um medizinisch erprobte Verfahren. Hersteller bewerben mit diesem Begriff beispielsweise Produkte, die den Stoffwechsel anregen (und so angeblich beim Abnehmen helfen) oder die Leberaktivität unterstützen sollen. Einige Hersteller versprechen sogar, mit ihren Produkten Krankheiten heilen zu können. Oft wird Lebensmitteln und Säften mit vielen Antioxidantien eine entsprechend »entgiftende« Wirkung zugeschrieben. Für ihre Produkte mit angeblich »besonderen« Wirkungen verlangen die Hersteller häufig einen höheren Preis im Gegensatz zu Standard-Tees, -Säften und Co.

Detox ist kein »Abnehmwunder«

Saftkuren, Tees mit abführenden Inhaltsstoffen, Fastenkuren – der Gewichtsverlust durch Detox konnte bisher auf zwei Faktoren zurückgeführt werden: Ein Kaloriendefizit, durch das jeder gesunde Mensch abnimmt, oder Wasserverlust durch die Langzeiteinnahme von Abführmitteln. Das plötzliche Kaloriendefizit beim Detox-Fasten führt sehr schnell zum Jojo-Effekt, da alte Essgewohnheiten danach meist wieder aufgenommen werden. Klassisches Fasten ist zudem nicht als Abnehmprogramm konzipiert. Heilfasten kann zwar positive Auswirkungen haben, sollte aber unbedingt unter ärztlicher Betreuung stattfinden! Der Wasserverlust durch Abführmittel ist keine Fettabnahme und kann dem Körper ernsthaft schaden.

Gefahren durch Detox

Neben unbelegbaren Versprechen zur Wirksamkeit werden viele Detox-Produkte als »sanfte Naturprodukte« dargestellt. Doch die Wirkstoffe in natürlichen Produkten und Lebensmitteln sind nicht zu unterschätzen.

Senna ist beispielsweise in vielen »Tea«-Toxes enthalten und hat eine starke Abführwirkung. Wie alle Abführmitteln sollte es nicht lange und regelmäßig eingenommen werden. Wird es länger als zwei Wochen eingenommen, kann es sogar zu Darm-, Leber- und Nierenproblemen führen. Der Wasserverlust führt außerdem zu einem gestörten Elekrolythaushalt. Abführmittel beeinträchtigen zudem die Wirkung vieler Medikamente wie zum Beispiel der Antibabypille. Sucht man im Netz nach Detox-Tees, findet man schnell einen Anbieter von Tee-»Kuren« von zwei bis acht Wochen: Mit Senna im Tee, aber ohne Impressum auf der Website.

Die Detox-Kuren sind oft sehr restriktiv, was die zugeführten Nährstoffe angeht. Der Körper wird in dieser Zeit unzureichend mit Fett, Kohlenhydraten und Proteinen versorgt. Fastende brauchen viel Ruhe – wer längere Saftkuren in seinen normalen, stressigen Alltag integriert, riskiert Kreislaufprobleme und Mangelerscheinungen.

Viele Anbieter pseudomedizinischer Produkte geben sich größte Mühe, seriös aufzutreten. Die Uniklinik Freiburg hat daher Hinweise zusammengefasst, an denen man unseriöse Angebote erkennt. Sehr pauschale Aussagen und extreme Heilsversprechen, fehlende Dosierungsangaben, bewusst verwirrende Formulierungen und unwissenschaftliches Arbeiten sind wichtige Indikatoren für Betrug. Aber auch ein fehlendes Impressum, aufdringliche Verkaufstaktiken und die Aussage »keine Nebenwirkungen« sind unseriös.

Bevor Sie ein vielversprechendes Mittel oder eine Therapie ausprobieren, sollten Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über die Erfolgsaussichten sprechen.

Die Entgiftungsorgane des Körpers

Zum Glück ist ein gesunder Körper auf keine externe »Entgiftung« angewiesen. Leber, Nieren, Darm, Haut und sogar die Lunge schützen uns vor Vergiftungen. Und womit unsere Organe nicht zurechtkommen, geht auch nicht durch einen Detox-Smoothie weg. Bei gesundheitsgefährdenden Vergiftungen ist immer ärztliche Hilfe notwendig.

Die Leber wandelt Giftstoffe in ungiftige Stoffe um, reguliert den Stoffwechsel und speichert wichtige Nährstoffe. Obwohl sie so wichtig für uns ist, kann sie nicht schmerzen. Daher werden Leberprobleme oft sehr spät entdeckt. Leberschäden durch Übergewicht, Bewegungsmangel und Alkoholkonsum lassen sich durch gesunde Ernährung und Sport vermeiden.

Die Leber unterstützen

Wer seine Leber unterstützen will und gesund leben möchte , braucht keine teuren Detox-Produkte, denn auch herkömmliche Lebensmittel enthalten Stoffe, die sich positiv auf unser Entgiftungsorgan auswirken:

  • Beta-Glucane: Wer sie in seine Ernährung einbindet, hat ein geringeres Risiko für Übergewicht. Erste Versuche zeigen, dass Beta-Glucane sogar zu einer Reduktion des Leberfetts beitragen könnten. Diese Entdeckungen müssen jedoch noch weiter untersucht werden. Beta-Glucane kommen beispielsweise in Vollkornhafer vor. Damit ist ein Müsli zum Frühstück nicht nur dank der Ballaststoffe gut für den Körper!
  • Viel trinken: Am besten greifen Sie zu Wasser oder ungesüßten Tees. Insbesondere grüner Tee kann einer Fettleber entgegenwirken. Viel trinken ist für den gesamten Körper wichtig.
  • Sulforaphan: Der Stoff wird durch das Kauen von Brokkoli, Kohlrabi und Blumenkohl gebildet und unterstützt die Enzyme der Leber. Pflanzen nutzen ihn als Verteidigungsmechanismus: Durch den Geschmack sollen Tiere abgeschreckt werden. Mit leckeren Rezept-Ideen, wie dem Blumenkohl-Brokkoli-Sandwich oder der Brokkoli-Käse-Suppe schmeckt das Gemüse aber besser als so mancher Detox-Smoothie.

In einer Studie des World Journal of Gastroenterology werden mehrere hepaprotektive (die Leber schützende) Pflanzen beschreiben. Darunter finden sich Grapefruits, Blaubeeren, Cranberries, Trauben, Kaktusfeigen, Kamille und Spirulina-Algen.

(nk)


Foto © Vegan Liftz – unsplash

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