Ost- und Mitteldeutsche Küche – vegan!

Mit unserer Artikelreihe zur deutschen Küche stellen wir Ihnen herzhafte und süße Klassiker aus den verschiedenen Regionen der Bundesrepublik vor – natürlich vegan! Der erste Teil unserer kulinarischen Deutschlandreise hat uns nach Nordwestdeutschland geführt. Heute reisen wir weiter in den Osten und entdecken deftige Hauptspeisen sowie süße Desserts.

Besonderheiten der ost- und mitteldeutschen Küche

Die Küche Ost- und Mitteldeutschlands ist vom Leben in der ehemaligen DDR geprägt. Es standen zwar nicht alle Lebensmittel unbegrenzt zur Verfügung – aber wenn Sie denken, dass die Rezepte deshalb langweilig und eintönig sind, liegen Sie falsch! Infolge der begrenzten Verfügbarkeit von Lebensmitteln entstanden ungewöhnliche Kombinationen und köstliche Gerichte, denn in der Not wird der Mensch erfinderisch. Das ist auch ein Grund dafür, weshalb es oft unterschiedlichste Rezepturen für ein und dasselbe Gericht gibt. Gab es eine Zutat gerade nicht, wurde einfach gekonnt improvisiert.

Durch Heimatvertriebene aus Osteuropa und Zuwanderer aus der damaligen Sowjetunion sind viele traditionelle Gerichte außerdem osteuropäisch geprägt. Ein leckeres Beispiel hierfür ist die Soljanka, eine säuerlich-scharfe Suppe mit Vleisch, Tomaten, sauren Gurken und Gurkenlake.

Rezepte aus Mecklenburg-Vorpommern

Die Küche Mecklenburg-Vorpommerns kombiniert Merkmale der ostdeutschen und norddeutschen Küche und ist daher auch der Küche Schleswig-Holsteins ähnlich, da beide von der Nähe zum Meer geprägt sind. Ein gemeinsames Traditionsgericht ist hier der Bismarck-Hering, der vegan zur Bismarck-Aubergine wird. Zu DDR-Zeiten durfte der Bismarck-Hering allerdings nicht mehr Bismarck-Hering, sondern nur noch Delikatess-Hering heißen, da eine positive Nennung des deutschen Reichskanzlers unerwünscht war.

Der Wrukeneintopf ist eine Spezialität aus Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Wruke wird hier die Steckrübe genannt. Möchten Sie diese Variante eines klassischen Eintopfs probieren, nehmen sie einfach dieses Rezept, ersetzen Erbsen und Pastinake mit Steckrüben und fügen optional noch vegane Wurst hinzu.

Ein Nachtisch aus Sauerkirschen, Sahne, Weinbrand, Kakao und… Schwarzbrot? Genau, die Mecklenburger Götterspeise vereint diese Zutaten zu einem wunderbar saftigen Dessert und eignet sich perfekt, um altbackenes Schwarzbrot zu verwerten. Für eine alkoholfreie Variante ersetzen Sie einfach den Weinbrand durch etwas Kirschsaft.

Ebenso lecker und simpel ist der Schwarze Magister. Der süße Brotauflauf mit Backpflaumen schmeckt besonders gut mit Puderzucker und Vanillesoße.

Rezepte aus Brandenburg

Den Wrukeneintopf kennen Sie bereits, doch Brandenburg hat natürlich noch mehr zu bieten. Unter anderem die Brandenburger Schmorgurken. Dazu gestampfte Kartoffeln oder – wie im Rezept – ein veganes Schlemmerfilet, und fertig ist das leckere Gericht.

Wer braucht Bananenbrot, wenn er:sie saftiges Uckermärker Apfelbrot haben kann? Nämlich das Uckermärker Apfelbrot mit Haselnüssen und Rosinen. Wer keine Rosinen mag, kann diese natürlich auch weglassen.

Eine weitere köstliche Möglichkeit, altbackenes Brot loszuwerden – oder in diesem Fall altbackene Brötchen – sind vegane süße Mohnpielen, ein Schichtdessert aus in Pflanzenmilch eingeweichten Brötchen, Mohn und Mandeln. Mohn-Fans dürfen sich das nicht entgehen lassen!

Rezepte aus Berlin

Und schon sind wir in der Hauptstadt angekommen – bei Königsberger Klopsen und Berliner Löffelerbsensuppe. Zu ersteren passen wunderbar Salzkartoffeln, während die Suppe mit karamellisierten Bierzwiebeln gut zu einfachem Brot schmeckt. Königsberger Klopse durften übrigens zu DDR-Zeiten auch nicht mehr Königsberger Klopse genannt werden und wurden daher zu »Kochklopsen«.

»Berliner Luft« kann man nicht nur atmen oder als Pfefferminzschnaps trinken: Berliner Luft ist auch ein Dessert aus luftiger Weißweincreme mit fruchtiger Himbeersauce. »Da kamma nich meckan«, würde der:die Berliner:in sagen.

Und zu guter Letzt haben wir noch ein Gebäck, das viele Namen hat: Berliner Ballen, Krapfen, Kräppel Berliner, Puffel – in Berlin heißen sie jedoch einfach Pfannkuchen!

Läuft Ihnen eigentlich schon das Wasser im Mund zusammen?

Rezepte aus Sachsen

In Sachsen stoßen wir auf zwei Spezialitäten aus Leipzig: Das Leipziger Allerlei besteht aus viel frischem Gemüse in einer Sahnesauce und im Originalrezept auch aus Flusskrebsen. Die ersetzen wir aber ganz einfach durch Nori-Algen oder vegane Garnelen aus dem Asiamarkt.

Eine weitere Spezialität sind die Leipziger Lerchen. Die kleinen Gebäckstücke sind heute mit Marzipan und Marmelade gefüllt, aber ihr Name kommt nicht von ungefähr: Früher waren tatsächlich Lerchen die Hauptzutat. Die Singvögel galten als Delikatesse und wurden gejagt, bis der sächsische König Albert 1876 die Lerchenjagd offiziell verbot. Heute erinnern nur noch die sich kreuzenden Teigstreifen auf der süßen Pastete an die Geschichte, denn kreuzförmig wurden auch die gefüllten Vögel zugebunden.

Sächsische Quarkkeulchen sind kleine Pfannkuchen aus Quark und Kartoffeln, die auch vegan ganz wunderbar schmecken –pflanzlichem Quarkersatz sei dank. Gut dazu passen Zucker, Zimt und Apfelmus.

Ein überregional bekannter Klassiker ist der Dresdner Christstollen. Wandeln Sie dafür einfach diesen Mandelstollen leicht ab: Für die sächsische Version fügen Sie 300 g Rosinen hinzu und ersetzen Sie ggf. das Vollkornmehl durch Weißmehl.

Rezepte aus Sachsen-Anhalt

Der Kohl ist in der deutschen Küche allgegenwärtig. In Sachsen-Anhalt serviert man ihn gern als Braunkohl mit Klump. Ein deftiges Gericht aus Grünkohl – auch Braunkohl genannt –, geräuchertem Tofu als Speckersatz und Birnen mit einer überbackenen Kruste aus Kartoffelpüree.

Der Papageienkuchen gilt zwar generell als DDR-Rezept, doch besonders Sachsen-Anhalt ist für den bunten Kuchen mit Orangenlimonade bekannt. Das saftige Gebäck ist auf Partys der absolute Hingucker – und das nicht nur bei Kindern!

Woher der sogenannte »König der Kuchen«, der Baumkuchen, stammt, ist gar nicht so sicher. Vielleicht aus Ungarn, vielleicht aus Österreich oder doch aus dem alten Griechenland? Die Bezeichnung »Salzwedeler Baumkuchen« ist jedenfalls mit dem EU-Gütezeichen geschützt.

Rezepte aus Thüringen

Zum Abschluss geht’s nach Thüringen. Auch wenn Thüringen in Mitteldeutschland liegt, besteht eine kulinarische Verbindung zum Osten des Landes. Simpel und frisch ist der Erfurter Puffbohnensalat, während die Thüringer Sauerkrautsuppe die Herzen aller Sauerkrautliebhaber:innen höher schlagen lässt. Sie ist wunderbar sahnig und eine schöne Alternative zu anderen Krautgerichten.

Der letzte Gaumenschmaus für heute wurde um 1965 in Thüringen erfunden und bestand nur aus Zutaten, die in der DDR immer verfügbar waren. Der LPG-Kuchen: ein reichhaltiger Blechkuchen mit Buttercreme, Weinbrand, Keksen und Schokoladenglasur.

Benannt ist die Leckerei nach der LPG, den Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften der DDR.

Weiter geht’s: Ab in den Süden!

Sind sie gespannt, wie es weitergeht? In Süddeutschland erwarten Sie viele herzhafte Gerichte wie Käsespätzle, Flädle-Suppe, Maultaschen und Zwiebelkuchen ebenso wie einige süße Leckereien.

Kennen Sie noch andere Gerichte aus Ost- oder Mitteldeutschland oder haben Sie Lust bekommen, eines der Rezepte auszuprobieren? Teilen Sie Ihre Ergebnisse, Rezepte und Erfahrungen gerne in unserer Facebook-Gruppe. Wir freuen uns auf Sie!

(ltb)

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